Keine Extrawurst

■ Der UEFA-Präsident überlegt, Europas Fußball vor den deutschen Krawallmachern zu schützen PRESS-SCHLAG

Die nächste Fußball-Europameisterschaft ohne die bundesdeutsche Elf und ein Ausschluß der Vereine von den Europacup-Wettbewerben? Das Risiko, daß es zu so harten Maßnahmen kommt, ist nach Äußerungen des schwedischen UEFA-Präsidenten Lennart Johansson zumindest nicht auszuschließen. Johansson vor der Presse in Stockholm: „Die Deutschen bekommen keine Sonderbehandlung, nur weil sie Weltmeister sind. Zwar ist der Ausschluß einer Nationalmannschat bisher nicht vorgekommen, aber er ist möglich, Ich will die letzten Geschehnisse auch noch nicht werten, aber die Deutschen können nicht anders behandelt werden als Engländer und Holländer.“

Johannsson nahm bei seinen Aussagen vor allem Bezug auf die skandalösen Szenen nach dem EM- Qualifikationsspiel gegen Luxemburg und auf den Todesschuß bei Krawallen in Leipzig beim Spiel gegen den FC Berlin. Der UEFA- Präsident stellte klar, daß UEFA und FIFA alles genau registrierten, was sich im Umfeld der Stadien ereignet hat.„Wir müssen ganz konsequent durchgreifen, damit so etwas nicht nochmal passiert.“ Nach der Katastrophe im Brüsseler Heysel-Stadion im Frühjahr 1985 ging die UEFA zunehmend härter gegenüber Vereinen mit Krawall- Publikum vor. Zuletzt wurden AEK Athen und Ajax Amsterdam von der Teilnahme am EC-Wettbewerb ausgeschlossen. Johansson ließ durchblicken, daß Maßnahmen wie das vom deutschen Fußballverband geplante lebenslange Stadionverbot für polizeilich festgenommene Hooligans nicht ausreichen, die UEFA von möglichen Konsequenzen abzuhalten. Die entscheidende Sitzung des UEFA- Exekutivkomitees findet am 19.November statt.

In diesem Zusammenhang könnte das geplante Fußballfest am 21. November in Leipzig mit dem Spiel zweier deutscher Auswahl-Teams zum Bewährungs-Match vor der internationalen Öffentlichkeit werden. Die Stimmen mehren sich, die dem DFB widersprechen und von der Austragung des Spiels im veralteten und schwer zu sichernden Zentralstadion von Leipzig abraten. Nach der Polizei-Gewerkschaft meldete nun auch der Rat der Stadt Leipzig seine Bedenken an. Auch diese Diskussion wird die UEFA sensibel registrieren. Reinhard Wolff