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BONNAPARTVögeln und fressen

■ Sinnliches aus dem Regierungsviertel

Isser nicht echt geil, der SPD- Kanzlerkandidat? Als eine Reporterin der Frauenzeitschrift 'Marie-Claire‘ ihn jüngst fragte, ob Kanzlerschaft nicht immer auch die Gefahr von Machtmißbrauch in sich birgt, antwortete Lafontaine: „Fressen, vögeln, saufen — das ist der beste Schutz.“ Offen gesagt: Wir hegen so unsere Zweifel an dem Rezept. Das Fressen, Saufen und Vögeln hat Oskar Lafontaine allem Vernehmen nach doch auch bisher nicht davor bewahrt, Macht in Staatskanzlei, Partei, Landtagsfraktion oder Bundestagsfraktion ungehemmt zu gebrauchen. Ob die Dosis nicht gestimmt hat? Ob er einfach noch zuwenig...? Also auf, Oskar, für den Fall, daß die Kanzlerschaft am 2. Dezember doch vor der Tür steht: Ab heute wird täglich die doppelte Menge Austern geschlürft, der Schampus zum ständigen Begleiter erkoren und nach jedem (!) Gläschen geht's ab in die Falle...

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Quizfrage: Wie hat der FDP-Abgeordnete Ulrich Irmer jüngst via Presseerklärung begründet, weshalb Helmut Kohl den Grenzvertrag mit Polen, endlich unterschreiben müsse?

A. Weil den Vertriebenen sonst nur etwas vorgegaukelt wird und man sie anschließend doch bitter enttäuscht?

B. Weil das Ansehen Deutschlands in der Welt andernfalls Schaden nimmt?

C. Weil unser neues Verhältnis zu Polen sonst von Anfang an mit einer schweren Hypothek belastet wird?

Den ersten Preis bekommt, wer A., B. und C. angekreuzt hat. In dieser Reihenfolge.

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Ein Gespenst geht um in Bonn — das Gespenst des Kommunistenhasses. Jüngst zeigte es sich in einer vertrauten Runde von Journalisten und einem Politiker. Gefragt, wann denn nun Erich Honecker eingesperrt werde, antwortete der Politiker: Da er nicht selbst getötet, verletzt, geraubt, unterschlagen, betrogen, genötigt habe, sei es kompliziert, den ehemaligen Staatsratsvorsitzenden für die in Frage kommenden Tatbestände zu verfolgen. Ohne Honecker nachzuweisen, daß er verantwortlich sei, könne man ihn aber strafrechtlich nicht belangen. Daraufhin der leitende Journalist einer großen Bonner Redaktion: „Aber er ist doch Kommunist.“ Ferdos Forudastan

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