„Wellcome“ zum Aids-Kongreß

Hamburg (taz) — „Wellcome to the Profit Club“, hieß es auf Transparenten vor dem Haupteingang des Hamburger Congress-Centrums (CCH), in dem der 3. Deutsche Aids-Kongreß eröffnet wurde. Mit dieser auf die Preispolitik des Pharmakonzerns „Wellcome“ gemünzten Protestaktion, der das Aids-Medikament AZT vertreibt, wandte sich eine Hamburger „Act-up“-Gruppe gegen die Geschäftemacherei mit den Aids- Kranken.

So befaßte sich auch der Kongreßvorsitzende Manfred Dietrich in seiner Begrüßungsrede mit der wiederholten Kritik, daß die „wissenschaftliche Beschäftigung mit der HIV-Infektion eine Mode sei, ein Weg, um schnell an Forschungsgelder zu gelangen, und eine willkommene Gelegenheit, Forschung in spektakulärem Rahmen zu betreiben“. Dietrich bezeichnete dagegen die Aids-Forschung als „Ausdruck einer ethisch hochstehenden Motivation, kranken Menschen zu helfen“. Dennoch blitzte auch in dieser Eröffnungsrede etwas auf von der faszinierenden Perspektive, die „die Erkrankung des Jahrhunderts“ der medizinischen Forschergilde eröffnet. Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der HIV-Infektion und Aids erlaube „bessere Einblicke als bisher in die molekularen Mechanismen“ des Organismus und werde weit über dieses Krankheitsbild hinaus „anderen Bereichen in der Medizin Früchte bringen“. Dietrichs Forderung: Die klinische Forschung stehe jetzt vor der Aufgabe, die wissenschaftliche Arbeit „auf höchstem Niveau und nicht mit unzureichenden Kompromissen durchzuführen“.

Schon im Vorfeld des Kongresses, zu dem rund 2.000 Teilnehmer erwartet werden, war es zu einem Geplänkel zwischen der „Deutschen Aids-Hilfe“ (DAH) und den Kongreßorganisatoren gekommen. Die DAH hatte den Veranstaltern vorgeworfen, die Betroffenen-Organisationen aus der eigentlich wissenschaftlichen Diskussion des Programmes ausgegrenzt und ihr eine „Spielwiese zugewiesen“ zu haben. Dagegen hatte Dietrich erklärt, die Aids-Hilfe habe sich trotz mehrfacher Einladungen viel zu spät gemeldet und auch dann „ihre Hausaufgaben nicht gemacht“. Gabi Haas