Heckelmann läßt die Rostlaube schließen

■ StudentInnenproteste gegen Asbestverseuchung hatten Erfolg/ Riedmüller wirft FU-Präsident Heckelmann »schlechte Informationspolitik« vor

Berlin. Die Leitung der Freien Universität hat im Streit um die Asbestverseuchung im Gebäudekomplex an der Habelschwerdter Allee eingelenkt. Ab sofort sind Rost- und Silberlaube geschlossen. Seit Dienstag blockierten StudentInnen den Bau. Gestern teilte FU-Präsident Heckelmann daraufhin der Vollversammlung mit, er sei zu einer sofortigen Schließung bis zum 9. Dezember bereit. Heute soll — so ein weiteres Zugeständnis — eine Kommission aus FU-Leitung, Personal- und Studentenvertretern gebildet werden. Sie soll, wie von den StudentInnen gefordert, alle weiteren Entseuchungsmaßnahmen überwachen.

Zuvor hatte auch Wissenschaftssenatorin Riedmüller die »schlechte Informationspolitik« Heckelmanns kritisiert und die Schließung »empfohlen«. Riedmüller habe diese Forderung mit der Furcht vor »Sachbeschädigungen« begründet, nachdem bei der FU anonyme Drohungen eingegangen waren, sagte Heckelmann. Er selbst gab als Grund für sein Umdenken das Vorliegen von »neuen Meßergebnissen« an. Die Messungen wurden jedoch schon vor zwei Wochen durchgeführt und ergaben Werte bis zu 1.350 Fasern/m3, also fast das Dreifache des erlaubten Grenzwertes. Asta und Vertretung der studentischen Beschäftigten werten das Nachgeben Heckelmanns als Teilerfolg. Immerhin war noch gestern abend erklärt worden, eine sofortige Schließung sei »gegenüber den Studierenden nicht zu verantworten«.

Um die Entscheidungen der FU- Verwaltung in Zukunft transparenter zu machen, fordern die StudentInnen ein Informations- und Beratungsbüro, in dem alle Betroffenen Einsicht in Protokolle und Planungen nehmen können. Der Asta drängt außerdem darauf, zu sichern, daß die Zeit der Schließung zur gründlichen Vorbereitung der Sanierung genutzt wird. Er schlägt ebenso wie Senatorin Riedmüller vor, bis zum 7. Januar kurzfristige Sanierungsarbeiten vorzunehmen. In den Semesterferien im nächsten Sommer sollen Rost- und Silberlaube umfassend asbestsaniert werden. Eine Sorge der Studentenvertreter ist, ob die Lehrveranstaltungen dieses Semesters anerkannt werden, obwohl geplante Vorlesungen und Seminare nicht stattfinden können.

Inzwischen vermuten StudentInnen, daß in Kürze ein neuer Fall von Asbestkontamination die FU bewegt, und zwar im Gebäude der Kommunikationswissenschaftler in Lankwitz. Bauleiter Kunze räumt ein, daß das Institut für Arbeitsmedizin dort vor zwei Wochen mit Messungen beauftragt wurde. Sie seien aber noch nicht ausgeführt worden. Studentische Mitarbeiter in Lankwitz wollen dagegen schon Messungen beobachtet haben. Auch über die Ergebnisse gehen Gerüchte um. Sie sollen danach beim Sechzigfachen des gesetzlichen Grenzwerts liegen. Konstantin Breyer