PDS-Millionen verschwunden

■ Ostberliner Nummernkonten noch im Mai belastet/ Versickern die Liechtensteiner Millionen?

Berlin (taz) — Die PDS-Finanzen waren und bleiben ein Dschungel, den weder die Justiz, der Berliner Innensenator Erich Pätzold (SPD), geschweige denn die PDS durchschauen. „Ich bewundere die Kriminalbeamten, die wissen, um was es im Einzelfall geht“, räumte Pätzolds Sprecher Werner Thronicker gestern gegenüber der taz ein. Ob die Unterlagen über angeblich verheimlichte PDS-Nummernkonten tatsächlich in der Parteizentrale beschlagnahmt wurden, konnte Thronicker nicht erhellen.

Eine Antwort auf diese Frage dürfte nicht unerheblich sein für die Be- oder Entlastung von Parteichef Gregor Gysi. Er und seine Mannen bestreiten jegliche Kenntnis auch dieser krummen Geschäfte: Laut Thronicker entdeckten die Beamten „im Zuge der Putnik-Ermittlungen“ — die drei inhaftierten PDSler Langnitschke, Pohl und Kaufmann werden beschuldigt, 107 Millionen DM verschoben zu haben — „mindestens zehn alte Nummernkonten bei der Ostberliner Handelsbank“. An einer Verstrickung der PDS gäbe es keine Zweifel: Verfügungsberechtigt sei „nicht nur Langnitschke“ gewesen, sagte Thronicker, ohne weitere Namen zu nennen. Bislang sei nur ein Konto überprüft worden.

Noch in diesem Jahr hätten Unbekannte allein von jenem Konto bis zum Mai 14 Millionen abgehoben. Für „grotesk“ hält der Innensenator die PDS-Behauptung, „eine Verheimlichung irgendwelcher Konten“ sei wegen des staatlich kontrollierten Umtausches im Zusammenhang mit der Währungsunion „absolut nicht möglich“ gewesen. „Da war nichts umzutauschen“, so Thronicker, „es handelte sich um Kontenbestände in DM, Dollars oder Franken.“

Unterdessen geraten die flotten PDS-Dementis einer Beteiligung an der Liechtensteiner Firma Corefina weiter ins Zwielicht.

Nach Angaben der Regierungskommission für die Parteivermögen steht die Corefina — im Frühjahr repräsentierte sie 20 Millionen DM — „in wirtschaftlicher Verbindung zur PDS“. Einem Bericht des 'Morgen‘ zufolge hat der noch von der SED eingesetzte Beauftragte Werner Girke diese Woche die Liquidation in Angriff genommen. Gysi wurde bereits im April informiert, Girke könne „auch durch Einsetzen seines Namens in das Besitzerzertifikat die Tatsache nicht umgehen, daß nur die jetzige Parteispitze in der Sache das Sagen hat“.

Entlastet hingegen wurde gestern die Ost-CDU, von dem Vorwurf im Dezember 1989 32 Millionen DM ins Ausland verschoben zu haben. Der am Vortag entlassene Berater der amtlichen Vermögenskommission, Volker Kähne, sagte, weder die Kommission Interpol noch die Kommission hätten Anhaltspunkte gefunden. peb