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365 Tage Grapo-Hungerstreik

■ Frauengruppen übergaben Resolution an Konsul der spanischen Regierung

Seit einem Jahr hungern in spanischen Gefängnissen politische Gefangene gegen die, wie sie in ihrer Hungerstreikerklärung formulierten, „Politik der Liquidierung und Vernichtung“ ihres Lebens. Auf die Kontakt- und Nachrichtensperre, von der mindestens zwanzig Häftlinge betroffen sind, wiesen gestern Unterstützerinnen hin, die dem spanischen Konsul in Frankfurt eine Resolution übergaben. Darin fordern sie, die Forderungen der Gefangen nach Zusammenlegung zu erfüllen. Nach Angaben der Frauengruppen „konnte oder wollte der Konsul keine Angaben“ über den Gesundheitszustand der Gefangenen machen. Am 30. November 1989 begannen in verschiedenen spanischen Gefängnissen über sechzig isolierte Gefangene aus Grapo und PCE-r (Kommunistische Partei Spaniens, wiederaufgebaut) einen unbefristeten Hungerstreik für ihre Wiederzusammenlegung. Zwischen 1981 und 1987 konnten die Gefangenen in zwei großen Gruppen zusammenleben. Im Mai dieses Jahres starb José Manuel Sevillano, nachdem er bereits mehrere Wochen zwangsernährt worden war. Seit Monaten werden die circa 40 hungerstreikenden Gefangenen zwangsernährt; zwar hat sich ihr Zustand seitdem gebessert, dennoch haben alle irreversible Gesundheitsschäden. Die Entscheidung über die Zwangsernährung war von den Gerichten dem Ermessen der Ärzte überlassen worden. Damit scheint die spanische Regierung auch die Verantwortung an die Mediziner delegiert zu haben; jedenfalls gibt es noch immer keinerlei Anzeichen für eine Verhandlungsbereitschaft. Auch die Interventionen der spanischen Menschenrechtsliga, der katholischen Kirche, des Roten Kreuzes und verschiedener anderer Organisationen und Einzelpersonen wirkten sich nicht auf die Haftbedingungen in den spanischen Gefängnissen aus. bel

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