Das Problem des Monats

■ Mathe statt Fußball. Kommende Genies im Mathezirkel

Das Problem des Monats? Nein, nicht der Wahlausgang, nicht die Ausbalancierung des Bremer Haushalts, sondern „Wähle eine vierstellige Zahl Z, ordne ihre Ziffern einmal fallend zur größten, einmal steigend zur kleinsten Ziffer und subtrahiere Max und Min. ...“

„Mathe machte Spaß“ behaupten Malte (14), Marco (16) und Maike (17). Alle drei arbeiten im „Schülerzirkel Mathematik“ mit. Dort haben sie mittlerweile 14 „Probleme des Monats“ gelöst, die seit September 1989 unter der Ägide des Senators für Bildung, Wissenschaft und Kunst ausgetüftelt werden.

Bremen, im Bundeswettbewerb Mathematik notorisch unterrepräsentiert, soll nach Meinung des Bonner Vereins „Bildung und Begabung“ mehr zur Nachwuchsförderung tun, zum Beispiel durch einen Landeswettbewerb. Da das kleinste Bundesland einerseits sein Überleben durch Förderung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts sichern will, sich andererseits aber auch Inhalten der 70er Bildungsreform verpflichtet fühlt, wurde daraus kein Wettbewerb, sondern ein „Zirkel“. „Wir wollen keine Elitebildung, sondern die Lust an der Lösung mathematischer Problemstellungen wecken, aufgreifen und fördern“, teilte Henning Scherf gestern der Presse anläßlich des einjährigen Bestehens des Schülerzirkels mit.

Aber irgendwie bleibt man und Mann doch unter sich, wie der Begriff „Zirkel“ auch schon sagt. Eine Art Expertenrunde, wo kommende Mathegenies, wegen ihrer ungewöhnlichen Leidenschaft oft sozial isoliert, auf Gleichgesinnte treffen. Vier bis sechs Schüler und ein bis drei SchülerInnen nehmen an den beiden Bremer Gruppen teil, in Fishtown sind es zehn bis zwölf, die Hälfte davon Mädchen.

Warum die nach sechs Stunden Schule und Hausaufgaben da noch hingehen, muß eine Absolventin eines neusprachlichen Mädchengymnasiums sich erstmal erklären lassen. Marco: „Andere gehen zum Fußball. Mich fasziniert eben das logische Herangehen an Probleme.“ Malte: „Die meisten Mitschüler meinen, Mathe sei schwer. Aber mich reitzt es, komplexe Probleme zu zerlegen. Dann ist die Lösung oft ganz leicht.“ Er will mal Ingenieur werden. Das einzige Mädchen in der Runde, zierlich, Kurzhaarschnitt, kaum als solches auszumachen, schweigt, bis es von seinem Gruppenleiter auf den Präsentierteller geschoben wird. „Die Mädchen bei mir in der Schule sind kaum für eine Mitarbeit zu motivieren. Die meinen, Jungen könnten das sowieso besser“, haucht Maike. „In der Gruppe deklassiert sie alle Jungen“, puscht der Mathelehrer. Überhaupt seien Mädchen „sehr leistungsfähig“, brächten oft „sogar sehr individuelle Lösungsvorschläge.“ Logisch!

asp