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Rostlaube bleibt weiter dicht

■ »Asbestkommission« der Freien Universität legte Sanierungskonzept für Rost- und Silberlaube vor/ Studienbetrieb für 200.000 StudentInnen eingeschränkt/ Protestbesetzungen gegen Wohnungsnot und Häuserräumungen gehen weiter

Dahlem. Die Rost- und Silberlaube, wichtigste Seminargebäude der Freinen Universität, müssen auch noch nach dem 9. Dezember geschlossen bleiben. Das sieht ein Sanierungsplan vor, der nach Angaben des FU- Vizepräsidenten Werner Väth einvernehmlich von einer »Asbestkommission« mit Vertretern des Präsidialamtes, StudentInnen und dem Personalrat ausgearbeitet wurde. Von der Schließung sind etwa 20.000 StudentInnen und einige hundert MitarbeiterInnen betroffen.

Erst nach energischem Drängen besorgter StudentInnen hatte die FU- Verwaltung vergangene Woche beschlossen, die stark asbestbelasteten Bauten zunächst bis zum kommenden Sonntag zu sperren. Die notwendigen vorläufigen Sanierungsarbeiten in der Silberlaube könnten frühestens am 6. Januar beendet werden, sagte Väth. Die Ausbesserung der Rostlaube soll sogar erst zum Beginn des Sommersemesters im April abgeschlossen sein. Dort müssen zunächst einsturzgefährdete Deckenabhängungen repariert werden, bevor die Asbestsanierung fortgeführt werden kann. Schon ab Februar werden wahrscheinlich einzelne Bereiche der Dahlemer Rostlaube, vor allem die Bibliotheken, wieder zugänglich sein.

Die StudentInnen der betroffenen Fachbereiche können sich ab heute an einer Informationsbörse im Foyer des Henry-Ford-Baus an der Garystraße informieren, wo Lehrveranstaltungen und Prüfungen in den nächsten Wochen stattfinden. Da 90 Prozent aller Seminare in andere FU- Gebäude und Schulen ausgelagert werden können, geht Väth davon aus, daß die Leistungsnachweise dieses Semesters den StudentInnen anerkannt werden.

Studentische Vertreter in der kürzlich gebildeten FU-Asbestkommission kritisieren, daß die FU-Verwaltung ihr Mitspracherecht in der Kommission nicht beachte.

Carsten Wehrmeister vom Asta der FU berichtete, daß seit dem Wochenende rund 200 Personen die gesperrten Räume mit Billigung der Universitätsleitung betreten hätten. Vielen StudentInnen dauert die Vorbereitung von Ausweichlösungen für Lehrveranstaltungen durch die Verwaltung zu lange. Sie kommen nicht an dringend benötigte Bücher heran, weil die Bibliotheken nicht aus den asbestverseuchten Bauten ausgelagert werden. Die Wege zwischen den neuen Seminarorten sind oft so lang, daß StudentInnen entweder zu spät zu ihren Lehrveranstaltungen kommen oder eine Veranstaltung lange vor ihrem Ende verlassen müssen, um die folgende pünktlich zu erreichen.

In den Fachbereichen der FU, die nicht von der Asbestproblematik betroffen sind, finden seit etwa zwei Wochen Solidaritätsbesetzungen von FU-Gebäuden statt. Mit dem sogenannten »Stafettenstreik« protestieren die Besetzer weiter gegen die brutalen Häuserräumungen im Ostteil der Stadt. Heute findet dazu unter dem Motto »Mainz bleibt Mainz« ein Aktionstag im Institut für Ethnologie statt.

Bis gestern wurde das Lateinamerikainstitut besetzt, weitere Institute sollen in den nächsten Tagen folgen. Die Forderungen der StudentInnen lauten auf Legalisierung der besetzten Häuser, Rückzug der Polizei und Einstellung der Ermittlungsverfahren gegen alle festgenommenen Hausbesetzer. Auch an der Technischen Universität gab es in den Fachbereichen Soziologie und Psychologie Solidaritätsaktionen mit den Ostberlinern Besetzern. Konstantin Breyer

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