■ NOCH 3312 TAGE BIS ZUM JAHR 2000
: Die Katze vor der Glotze

Aus den USA wird ein neuer Triumph des freien Unternehmertums gemeldet: Steve Malarkey war lange Jahre ein unzufriedener Computertechniker, der verzweifelt eine neue, gewinnbringende Beschäftigung suchte. Eines Tages kam er auf die Idee, ins Katzengeschäft einzusteigen. Der clevere Steve experimentierte mit klimatisierten Katzenhäuschen und baumartigen Kratzpfosten, aber der Laden kam nicht richtig in Schwung. Dann kam jener denkwürdige Abend, als Steve und seine Frau einen Beitrag über tropische Vögel im Fernsehen verfolgten. Ihre Hauskatze Stick hockte ebenfalls vor der Glotze und wurde beim Anblick der Vögel schier verrückt. Steve rannte gleich los und schnappte sich die Katze des Nachbarn, um das Experiment zu wiederholen, und auch die war ganz aus dem Häuschen beim Anblick des Lebendfutters. Eine Idee war geboren!

Malarkey mietete ein Profiaufnahmeteam, kaufte 90 Kilogramm Vogelfutter und Popcorn und lockte damit die Hauptdarsteller seines Katzenfilms auf das Aufnahmegelände, seinen Garten in Herndon, einem Vorort von Washington. Schon nach wenigen Drehtagen war der Videofilm mit dem Titel Video-Catnip („Video-Katzenminze“) fertig. Rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft kam der 25minütige Streifen, der die gelangweilten Vierbeiner von ihren Seidenkissen reißen soll, in die US-Videotheken. Für 20 Dollar kriegt der Haustiger alles zu sehen, was ihn so richtig scharf macht. Die appetitlichen Vögel, Hamster und Eichhörnchen in Farbe sollen Kitty das Dösen, Möbelkratzen und Christbaumkugelstoßen vergessen machen. Allerdings ist der Genuß des Videos auch nicht ganz ungefährlich. Die Aufzeichnung beginnt deshalb mit einer Warnung: „Ihre Katze könnte sich während der Betrachtung dieses Videos aufregen und versuchen, im Fernseher an die Vögel heranzukommen... Wir raten daher dringend, alle zerbrechlichen Artikel auf dem oder um das Gerät herum abzuräumen.“

Kompetente Kritiker waren voll des Lobes für den Tierfilmer. Tierärzte bescheinigten Steve Malarkey, daß Katzen tatsächlich Videos sehen können, wenn auch nicht so klar wie Menschen. Inzwischen hat der Jungunternehmer rund 7.000 Kassetten abgesetzt (Tendenz: steigend) und plant weitere mit noch größeren Vögeln, vielleicht Möwen. Steve selbst ist sehr zufrieden mit seinem ersten Werk und meint: „Es ist nicht gerade ein Steven Spielberg, aber noch hat sich keine Katze beschwert.“ Karl Wegmann