Ius primae questionis

■ Das Imperium legt ein Ei: NDR-Büro in Bremen / Lothar Bagemihl hat es jetzt warm

So ein kleines Ei hat er uns gelegt, der dicke Kuckuck: bloß ungefähr 2 Zi./Teekü./fl.W. hat nämlich die neue Niederlassung des Norddeutschen Rundfunks in Bremen, Sögestraße Numero 15. Eine bessere Telefonzelle. Und deswegen also ist der „Weser-Report“, die alte CDU-Posaune, gleich wieder vor die Mauern des Heimatsenders gelaufen zum Attacke-Blasen? Das bißchen soll von Radio Bremens Ende der Anfang sein?

Neineiein, so sprach gestern bei der Eröffnung, als Parlamentär des einrückenden Heerhaufens, Thomas Stehling, Chef vom NDR Niedersachsen, und sprach mit Sanftmut und Salbung, und entflatterten seinem Munde lauter weiße Fähnlein: „Unsere Absichten sind friedlich!“ Wir vielen Geladenen nickten und aßen von leckeren Friedensschnittchen.

Das Radio Niedersachsen, 1988 auf Zack gebracht, fensterlt mit Eifer im NDR-1-Programm. In vier regional verschiedenen Fassungen kommt es uns durch täglich 10 Fenster ins Haus; hierzulande auf 91,1 MHz und nun mit viel mehr Bremen drin, sagt Stehling, und überhaupt, sagt er, wo doch jetzt „die norddeutschen Länder enger zusammenrücken“, sagt er, und mein Nachbar im Gedränge macht den Kragenknopf auf.

Der nächste im Abtausch diplomatischer Nötchen ist Staatsmann Wedemeier, welcher nun wahrlich bloß recht und billig findet, „daß Herr Bagemihl jetzt nicht mehr immer zum nächsten freien Rathaus-Telefon laufen muß, um seine Berichte durchzugeben.“

Ja, der Herr Bagemihl. Schatzmeister im Reich der Zitatenkästlein, alter Lateiner wie ich: Seit es Bremen gibt, ab urbe condita, nicht wahr, seitdem, naja, nicht ganz. Aber doch seit historisch verbürgten 42 Jahren erstattet Lothar Bagemihl als NDR-Korrespondent Berichte über Berichte. So lang tut er schon Dienst, daß er, wenn hoher Besuch kommt, nach alter Gewohnheit die Schar der Kollegen ohne Zahl und Namen anführt und vor die hohe Person tritt und, wie ein Duodezfürst, das Recht der ersten Frage hat, das ius primae questionis. Nur ein Korrespondetenbüro, das hatte er nicht.

Und es sei ihm gegönnt, „damit der Bagemihl endlich von seinem Barhocker herunterkommt“, ruft der hiesige Intendat Klostermeier in die Runde. Zwar „hat es ja immer Streit gegeben“, und wann immer Radio Bremen den Fuß über die Landesgrenze gesetzt oder in Oldenburg ein Plakat aufgehängt hat, hat der NDR diplomatische Schritte eingeleitet.“ Aber: so ein Büro „mit Heizung und Licht“, das hat Klostermeier dem Bagemihl, der in eineinhalb Jahren in Pension geht, „immer gewünscht für den Rest seines Arbeitslebens“. Manfred Dworschak