■ NOCH 3305 TAGE BIS ZUM JAHR 2000
: Die Kinder der Welt

Ihr Kinderlein kommet...“, heißt es in dem berühmten Weihnachtslied. Und sie kommen auch. Wenn sie aber erst einmal da sind, haben sie meist wenig zu lachen. In unserer modernen Welt scheint kein Platz mehr zu sein für Kinder. Meldungen über Kindestötungen, wie die von einem Göttinger Kfz-Mechaniker, der seine Eheprobleme dadurch lösen wollte, daß er seine sieben Monate alte Tochter mit Benzin übergoß und das weinende und schreiende Kind dann anzündete, häufen sich. Hier drei weitere Beispiele, alle aus einer einzigen Woche:

Die Leiche eines fünfjährigen Jungen wurde im Keller einer Erfurter Altbauwohnung gefunden. Die Ermittlungen ergaben, daß die 23jährige Mutter den Jungen hatte verhungern lassen. Er erhielt nur alle zwei, drei Tage geringe Mengen Nahrung. In der Woche bevor der Kleine starb, hatte er überhaupt kein Essen erhalten. Die Mutter, die noch zwei weitere Kinder hat, gab zu, daß ihr das Schicksal des Jungen völlig gleichgültig gewesen sei.

In einer Pariser Schule haben sich letzten Freitag zwei 13jährige Mädchen aus dem vierten Stock gestürzt. Eines der Mädchen starb, das andere ist schwer verletzt. Nach Angaben von Mitschülerinnen der privaten Oberschule sprang ein Mädchen während der Pause mit den Worten: „Ich bin es leid, niemand hat mich gern“ von einer Terrasse in den Hof des Gebäudes. Bevor die Mitschülerinnen eingreifen konnten, sprang ihre beste Freundin ebenfalls in die Tiefe. Die Schulleitung lehnte bisher jede Stellungnahme ab.

In Indien kam es in einem überfüllten Zug zu einer Rangelei um die Sitzplätze. Während des Streits wurden drei Kinder kurzerhand aus dem fahrenden Zug bei Jaunpur im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh geworfen. Ein Mädchen starb dabei.

Die Kinder kommen durchaus nicht immer zu Tode. Den Erwachsenen steht eine ganze Palette von physischen und psychischen Quälereien zur Verfügung. Eine besondere Art von Elternliebe zeigte das Ehepaar Walther in einer Kleinstadt in Australien. Um ihre Schulden zu begleichen, boten Philipp und Judith Walther einen ihrer drei Söhne zum Verkauf an. In einem Supermarkt hefteten sie eine entsprechende Anzeige ans Annoncenbrett. Interessenten konnten wählen zwischen dem siebenjährigen David, dem vierjährigen Andrew und dem kleinen Benjamin, gerade 21 Monate alt. Der Vater hatte recht genaue Preisvorstellungen, „mindestens 15.000 Dollar“ sollten es schon sein. Karl Wegmann