Frauen nur als begleitende Engel

■ West-östliche Weihnachtsmänner-Vollversammlung an der FU/ Die böse Rute ist out

Dahlem. »Ich muß leider draußen bleiben«, protestierte die Weihnachtsfrau auf einem Transparent. Dann sang sie zu Blockflöte und Rassel Ihr Kinderlein kommet. Die über 500 Weihnachtsmänner applaudierten wohlwollend, beschäftigten sich dann aber wieder mit sich selbst. Existentielle Frage unter Punkt fünf der Tagesordnung auf der Weihnachtsmänner-Vollversammlung (WM-VV) in der Mensa der Asbestlaube am Donnerstag abend: Was ist ein Weihnachtsmann?

Wie in jedem Jahr konnte nur »mann« sich auf der WM-VV vom Donnerstag bei der studentischen Arbeitsvermittlung »Heinzelmännchen« als Weihnachtsmann verdingen. 5.500 Familien wollen diesmal Besuch vom Leibhaftigen mit der roten Kutte, davon 700 allein im Ostteil der Stadt. Für jeden WM macht das im Durchschnitt 14 Termine, die es am 24. Dezember innerhalb weniger Stunden abzuklappern gilt. Bei einem Mindestlohn von 36 Mark zuzüglich Trinkgeld für 10 bis 20 Minuten pro Einsatzort macht sich die Startinvestition von 75 Mark für Kutte und Bart schnell bezahlt.

Damit die WM-Tour nicht zur Tortur gerät, müssen die Weihnachtsmänner generalstabsmäßig vorgehen: Minutengenaue Tourenplanung, aber auch die Vorbereitung auf respektlos-skeptische Fragen der lieben Kleinen (»Warum bist du mit einem weißen Opel gekommen?«) gehören zum Geheimnis des Erfolgs. Außerdem harte Auflagen: Turnschuhe und Jeans sind tabu, gewaschene Hände und Geruchsneutralität sind angesagt.

Schwacher Trost für alle Weihnachtsfrauen: Beim Konkurrenzunternehmen TUSMA gibt es auch für sie einen Platz — als Begleitengel für den Weihnachtsmann. Marc Fest