AUSENGLAND

DERMÄRCHENPRINZEN-TIP  ■  PETER ASTOR

Wo sind sie hin, die letzten Romantiker? Die jungen Männer, die sich immer eher dramatisch ans Herzchen denn an den Schwanz griffen. Es gibt sie nicht mehr. Selbst solche Wehmuts-Beutelchen wie Roddy Frame, dessen Band Aztec Camera die hoffnungslos schwülstige Postcard-Phase der Popmusik einläutete, macht inzwischen gemeinsame Sache mit dem zahnlückigen Ex-Clash und Ex- oder Gerade-mal-nicht-Ex-Big Audio Dynamite Mick Jones, und damit auch entsprechend verlogenen Polit-Mist. Dazu fällt uns dann konsequenterweise eben nicht »Good Morning, Britain«, sondern lieber »High Land, Hard Rain« ein.

Es war so ziemlich Mitte der 80er, als Konzertberichte plötzlich zu Liebesgeschichten mutierten, Männer nicht mehr Muskeln sondern eine hohe Stirn über grazilen und vorspringenden Wangenknochen zu haben hatten, und eben jene Aztec Camera ihre erste und einzige gute LP »High Land, Hard Rain« machten.

Auch die Weather Prophets waren irgendwie Teil dieser gefühligen Zeit. Man konnte sie prima in den Walkman spannen und dann ganz dufte über schottische Hochmoore latschen. Oder sich das zumindest einbilden, wenn man gerade keinen Urlaub hatte. Die Weather Prophets haben sich aufgelöst, was wohl nur konsequent war, denn Sänger und Songwriter Peter Astor tourte bereits 1989 solo, nur begleitet von seinem Freund Pat Fish, der als Jazz Butcher gefühlsmäßig sowieso mit Astor auf einer Linie liegt.

Peter Astors letzte und damit erste Solo-Platte heißt »Submarine« und führt uns weit zurück in der Zeit, zurück in die Mittachtziger, in die Ära des Bluegrass- Pop. Weiter und tiefer und romantischer als es die Weather Prophets je waren. Vor allem die erste Plattenseite ist nur zum Wegträumen da. Dazu muß man sich dann diesen anämischen, dürren, weißlichen Bengel vorstellen, und ich kenne mindestens eine Frau, die solche Männer an die Wand über ihre Matratze pinnt.

Heute abend wird es im Ecstasy also kein normales Kopfschütteln oder Verstärkerzerfetzen zu bewundern geben. Bei Astor dominieren eher die Keyboards, die dickbauchige Halbakustische und die gandenlos triefende, unendlich traurige Stimme von Peter, dem Melancholiker selbst, die sich auch bei schnelleren Passagen immer durchsetzt. to

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