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■ NEU IM KINO: "HENRY V."Große, große Keilerei

Haben die denn alle ein Rad ab? Daß die ganze versammelte Zunft der Filmkritiker schreibt, was der Verleih in seiner Broschüre vorgibt, daß sie sich alle einig sind, und Kenneth Branaghs Shakespeare-Verfilmung „Henry V“ ein flammendes Pamphlet gegen den Unsinn des Krieges undsoweiter. Alles Unfug. Branaghs „Henry V“, ist ein temporeicher, bluttriefender Unterhaltungsfilm, etwa so pazifistisch wie ein 50er-Jahre- Western. Redlich kämpft sich der Film an den Problemen einer Theater-Verfilmung ab, versucht, der monologisch belasteten Vorlage einen fesselnden Bilderreigen abzutrotzen. Eine ambitionierte Unternehmung, die aufgrund von Branaghs Schauspielerleistung als Henry V durchaus aufgegangen ist.

Inhaltlich jedoch ist der Film eine einzige große Keilerei. Flammen züngeln, Pfeile sirren und Schwerter klirren, Menschen fallen serienweise in den Dreck. Und weil die Kombattanten dabei schmutzig werden, findet die beflissene Kritik das „realistisch“ und gewaltkritisch. Nebenbei, das ist Branaghs entscheidende Neu-Interpretation des als dünn verfemten Dramas, hat er Henry zu einem nachdenklichen Softi gemacht, der um seine Freunde so manche Träne vergießt, seinen Feinden nur im fairen Kampf einen Tort antut und in seinem Heer mit harter Faust und blutendem Herzen für Recht und Anstand sorgt. step

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