■ NOCH 3299 TAGE BIS ZUM JAHR 2000
: Unbefleckte Empfängnis

Nachdem der österreichische Pfarrer Alois Palmetshofer von den weiblichen Schäfchen seiner Linzer Gemeinde kräftig unter Druck gesetzt worden war, machte er sich daran, die Meinung eines Gefährten Christi zu korrigieren. Der Apostel Paulus, der einst gefordert hatte, Frauen hätten in der Kirche zu schweigen, und der in seinen Briefen im Neuen Testament nur die Anrede „Brüder“ gebrauchte, muß es sich gefallen lassen, daß zumindest die Worte „und Schwestern“ angefügt werden. Weil er gerade dabei war, schrieb der fromme Katholik auch gleich noch ein paar Lieder und Gebete um. Sogar die Aufforderung, im Christentum „mannhaft“ zu agieren, ist verschwunden, alle sind aufgerufen, „glaubhaft“ zu sein.

Auch der alte Streit um Maria Magdalenas Jungfräulichkeit und unbefleckte Empfängnis, wird wohl endlich, dank der neuesten Erfolge der modernen Wissenschaft, beigelegt werden können. Damals, im Stall von Bethlehem, als Maria ihren Sohn gebar, machte sich natürlich keiner Gedanken darum, wie die Frau zu ihrem Kind gekommen war. Die junge Mutter hatte schließlich ihren Mann Josef. Nur die katholische Kirche versuchte biologische Gesetze zu durchbrechen und machte Maria zur ewigen Jungfrau. Zum Dogma erklärte Papst Pius IX die unbefleckte Empfängnis Marias allerdings erst 1854. Seit dieser prüden Zeit, werden die Kinder auch nicht mehr geboren, sondern werden vom Storch gebracht oder wachsen auf Seerosen im Teich.

Schon 1774 soll die Gattin eines englischen Tuchhändlers ohne Sex schwanger geworden sein, nachdem ein Arzt ihr den mit dem Sperma ihres Mannes getränken Schwamm eingeführt hatte. Eine „Jungfrauenzeugung“ war das allerdings nicht, denn auch die Spermien auf dem Schwamm können ihren Weg zur Eizelle nur dann finden, wenn die Barriere des Jungfernhäutchens beseitigt ist.

Über die schwangere Jungfrau, wie die katholische Kirche sie uns verkaufen wollte, haben sich ganze Generationen köstlich amüsiert. Doch damit ist jetzt Schluß! Denn seit den jüngsten Erfolgen der medizinischen Wissenschaft bleibt einem das Lachen im Halse stecken. Inzwischen ist es nämlich möglich, einer Jungfrau zu einem Kind zu verhelfen. Mit der Befruchtung im Reagenzglas ist eine unbefleckte Empfängnis kein Problem mehr, und wenn die Frau das Kind mit einem Kaiserschnitt zur Welt bringt, kann sie sogar eine jungfräuliche Mutter bleiben. Karl Wegmann