Regenwald wird erst schön durch Warnkes Straßen

Bonner Ministerium plant Trassen durch zairischen Nationalpark/ Berggorillas und Waldelefanten bedroht/ Regenwald muß gerodet werden/ Auch Alternativplan des GTZ ist umstritten  ■ Von Werner Paczian

Bonn (taz) — Eine in Zaire — Tausende Kilometer von Bonn entfernt — geplante Straße durchkreuzt seit Wochen im Bonner Ministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) den Betriebsfrieden. Weil sie nach BMZ-Planungen den Nationalpark Kahuzi Biega zerschneiden soll — in dem die besonders bedrohten Berggorillas und Waldelefanten erfolgreich Zuflucht vor westlicher Zivilisation gesucht haben — stößt Minister Warnkes Asphaltierungsdrang auch im eigenen Haus auf heftige Gegenwehr.

Namentlich die bundeseigene Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) haut ihrem obersten Dienstherrn das Straßenprojekt um die Ohren. Im vergangenen September schrieb die GTZ in einer vertraulichen Stellungnahme an das Ministerium: Der Verlauf der Straße stelle „unter ökologischen Gesichtspunkten eine erhebliche Gefahr für den Park dar“, weil

— „der Wildwechsel der besonders schützenswerten Gorillas und Waldelefanten gestört würde

— verstärkte menschliche Aktivitäten im Park — Wilderei, Siedlungen — nach allen Erfahrungen unvermeidbar wären

— letzlich der gesamte nördlich der Straße gelegene besonders schützenswerte Bergregenwald in Gefahr wäre“.

Auch die ebenfalls bundeseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nennt in einem vertraulichen Schreiben an das BMZ den Kahlschlag im Tropenwald erstaunlich offen beim Namen: „Mit einer Rodungsbreite von durchschnittlich 50 Metern wird auf einer Länge von 230 Kilometern tropischer Regenwald gerodet“, warnte die KfW kürzlich und räumte ein: „Auf früher ausgebauten Teilstücken verläuft die Straße im wesentlichen bereits vierhundert Kilometer durch tropischen Regenwald. Infolge der zu erwartenden Besiedlung entlang der Straße ist mit verstärkter Brandrodung und unkontrolliertem Holzeinschlag durch die lokale Bevölkerung zu rechnen.“

Bevor weitergeholzt wird, darf jetzt eine BMZ-Delegation noch einmal begutachten, wie intakter tropischer Regenwald aussieht. Anfang dieses Jahres nun wollen die Experten vom Bundesministerium gen Süden aufbrechen, um vor Ort über den weiteren Straßenverlauf zu beratschlagen.

Dabei gibt es längst eine von der GTZ vorgelegte Alternativstrecke. Diese erscheine „unter ökologischen und regionalpolitischen Gesichtspunkten weit vorteilhafter“ und „wäre möglicherweise nicht einmal teurer“, so die GTZ. Kaum hatte das BMZ den Alternativvorschlag in der Hand, da schrillten im Haus die grünen Alarmglocken.

Der — ausnahmsweise — engagiert für Regenwaldschutz kämpfenden GTZ hielt man vor, daß sich eine solche Planung aus „ökologischen Gründen“ verbiete. Die vorgeschlagene Strecke müßte „durch wertvolle Seerandzonen mit einmaligen Biotopen geführt werden. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung hierfür würde zu einem negativen Ergebnis führen.“

Was nun? Setzen sich die Umweltschützer vom BMZ durch, haben die der GTZ Öko-Bauchschmerzen — und umgekehrt. Bliebe schließlich noch als Lösung, auf beide Vorschläge zu verzichten.