Unerwünscht-betr.: "Gießen: Keine Professur für Feministin", taz vom 17.12.90

betr.: „Gießen: Keine Professur für Feminstin“, taz vom 17.12.90

[...] Auch in Kassel wollten wir, Studenten und Studentinnen des Fachbereichs Stadt- und Landschaftsplanung (Gesamthochschule Kassel), daß Veronica Bennholdt-Thomsen auf eine Professur (Naturschutz in der Landschaftsplanung) berufen wird. Gegen alle Widerstände der Professoren, wissenschaftlich Bediensteten, Assistenten und der Hochschulverwaltung haben wir die Liste durchgeboxt. Das Kultusministerium hat dann die Liste insgesamt abgelehnt, das heißt keine der Frauen (auf der Liste standen nur Frauen) berufen.

Neben der Tatsache, daß Veronica Bennholdt-Thomsen eine Frau und Feministin ist, war für die Ablehnung unserer Einschätzung nach entscheidend, daß der von ihr vertretene Wissenschafts- und Naturbegriff und damit auch die Art des Naturschutzes, die sie lehren (forschen) würde, am Fachbereich und an der Gesamthochschule insgesamt unerwünscht war. Was von uns zunächst als Erfolg gewertet wurde, naturwissenschaftlich-renommierte Männer durch Frauen zu ersetzen, erwies sich als Trick der Profs. Verglichen mit Veronica Bennholdt- Thomsen, waren die nachplazierten Frauen wesentlich schlechter; eine gute Ausrede für den Kultusminister, die ganze Liste abzulehnen. Bernd Sauerwein, Kassel