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Trickbeat

■ Theos bunte Welt

»Hast Du etwas Zeit für mich...« flötet eine bekannte Wahlberlinerin vom Band, dazu bummt ein bekannter Disco- Rhythmus und eine kratzige Stimme alterniert: »... Komm her und ich erwürge Dich.« Der Titelsong der zweiten Langspielplatte des Eschweiler Duos Trickbeat zerrt an den Nerven: »Nena Menstuationsbrigade« ist Songtitel und Konzept zugleich.

Sänger Theo Rick kommentiert vorgefundene Texte wie Wolfgang Borcherts »Sag Nein« und Eigenes mit Zoten und erfrischend direkten Handlungsanweisungen: »Bringt die Neonazis um, das nimmt euch keiner krumm.«. Während der stete Tanz-Rhythmus Harmlosigkeit vortäuscht, fügt Axel Grumbach Toncollagen ein, die Trickbeat rundweg unkonsumierbar machen.

Eine gescratchte Version des Lieds der Deutschen, vermischt mit DAF, viel Atmosphäre und dem ewig wiederkehrenden Satz: »Deutschland hat, Deutschland hat, Deuschtland hat Euch lieb« — mag wohl noch angehen. Zusammen mit Theo Ricks Stimme wird aus dem vermeintlichen Rap — 1991 durfte dummensch sogar Francois Villons »Erdbeermund« akustisch zersägen — eine Hirnbombe. Mit Zeitverzögerung fügt sich das durchweg vorgefundene (Fremd)-Tonmaterial zu neuer Gemeinheit zusammen. So gemein, daß einige Preßwerke sich schlicht weigerten, die Herstellung von Trickbeat-Tonträgern zu übernehmen.

Von der Eschweiler Lokalpresse fließig und wohlwollend rezipiert (»Daran hat man zu kauen.«) weiß Rick, wen wir zu verachten haben: »Keine Chance für Good Time Rock dieser oder jener Machart!!« Seine eigene Rolle sieht der Ideologe der Band so: »Wie die Made und der Mistkäfer in das Reich der Tiere gehören, so ist Trickbeat Teil des Königreichs der Musik.« Wie heißt es doch in Rolf Kaukas Fix & Foxy: »Lärm muß mit Lärm bekämpft werden.« Stefan Gerhard

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