Albanische Parteien erwägen Wahlboykott

Belgrad (taz) — In einer Presseerklärung erwägen alle drei bisher in Albanien zugelassenen Oppositionsparteien, die Wahlen am 10. Februar zu boykottieren. Die „Demokratische Partei“, die „Grüne Partei“ und die erst am Donnerstag zugelassene „Albanische Republikanische Partei“ fordern eine sofortige Verlegung des Wahltermins auf den Mai. In der in Südalbanien gelegenen Stadt Berati demonstrierten am Freitag 35.000 Menschen.

Die noch immer alleinregierenden Kommunisten verweigerten der Opposition den Zugang zu den Medien, und Wahlveranstaltungen seien nur unter großen Anstrengungen abzuhalten, klagen die Oppositionsparteien. Die Opposition bedauert des weiteren, daß die Zulassung einer „Albanischen Menschenrechtsgruppe“ durch das Justizministerium noch immer nicht erfolgt ist. Auch ziehe sich die Amnestierung politischer Häftlinge hin.

Bisher sind nach Radio Tirana 393 Personen, die wegen „Hochverrats“ und „staatsfeindlicher Propaganda“ inhaftiert worden waren, freigelassen worden. Die von der Demokratischen Partei herausgegebene Oppositionszeitung 'Rilindja Demokratika‘ veröffentlichte am Donnerstag in ihrer zweiten Ausgabe den Text der Erklärung der Menschenrechte. Es ist das erste Mal, daß dieses Dokument in Albanien im vollständigen Wortlaut zu lesen ist. Roland Hofwiler