Ostversorgung sicher

■ FNL-Raffinerien werden im Krisenfall aus Wilhelms- haven versorgt/ Berliner Senatsreserve aufgekauft

Berlin (taz) — Die Raffinerien in den fünf neuen Bundesländern, allen voran das alte Petrolchemische Kombinat in Schwedt, sind vor einem Ausfall der Rohöllieferungen relativ sicher. Im Eingungsvertrag wurde auch an sie gedacht: Ebenso wie ihre Westkonkurrenz wurden sie dem Erdölbevorratungsverband (EBV) unterstellt.

Dessen Vorräte müssen durch den Anschluß der ehemaligen DDR bis zum April 1992 um zwei Millionen Tonnen Öl erhöht werden. Bisher kaufte der EBV nach Auskunft des Anstaltsleiters Jürgen Jansing die Senatsreserve in Berlin auf — eine halbe Million Tonnen Öl verschiedener Kategorien. Volker Werner, Sprecher des Mineralöl- Wirtschaftsverbandes in Hamburg, hält diese Reserven für völlig ausreichend, um die Produktion der ostdeutschen Raffinerien im Krisenfall aufrechtzuerhalten. Ihr Absatz beträgt 1,2 Millionen Tonnen Öl im Monat gegenüber 10 Millionen Tonnen, die die westdeutsche Ölindustrie monatlich absetzt. Zusätzlich zu den Vorräten des EBV verfügen die ostdeutschen Raffinerien über eigene Lager mit etwa einer Million Tonnen Öl.

Sollte es dennoch zu einer Verknappung der Rohöllieferungen für ostdeutsche Raffinerien kommen, werden diese aus den Lagern des EBV versorgt.

Eine direkte Anbindung an westdeutsche Pipelines besteht zwar nicht. „Aber“, so Jansing, „die Versorgung ist über den Seehafen in Rostock garantiert.“ Per Schiff würde das benötigte Öl von Wilhelmshaven nach Rostock gebracht und dort zum Weitertransport in die ostdeutsche Pipeline eingespeist.

Im Falle eines totalen Lieferausfalls reichen die Kapazitäten des Rostocker Hafens allerdings nicht aus. Den kann sich Werner aber nur bei einem vollständigen Stop der Lieferungen aus der Sowjetunion, aus der die Raffinerien ihr Rohöl fast ausschließlich beziehen, vorstellen. „Und das ist absolut unwahrscheinlich.“ seh