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Steuerzahler und Werder sponsern Wedemeiers

■ Wedemeier unterbrach für vierwöchigen Urlaub eine dreitägige Dienstreise / Auch Gattin flog gratis

Klaus Wedemeier und Frau Ute haben im vergangen Jahr ausgesprochen billig Urlaub gemacht. Weder der Bürgermeister noch seine Gattin mußten für ihren Flug in die Vereinigten Staaten eine müde Mark ausgeben. Der Billig-Urlaub im Land der unbegrenzeten Möglichkeiten war jedoch durchaus rechtens und ergab sich lediglich aus einer Reihe von günstigen Fügungen.

Günstige Fügung Nummer eins: Der Sohn der Wedemeiers verbrachte das vergangenen Jahr in den vereinigten Staaten. Naheliegend, daß da die Eltern wenigstens gemeinsam mit ihm Urlaub machen wollten.

Günstige Fügung Nummer zwei: Zufälligerweise veranstaltete die Bremer Lagerhaus Gesellschaft in New York einen Empfang für deutsche Firmenvertreter. Firmensprecher Hajo Weil: „Da macht sich ein Bürgermeister als Gallionsfigur auf der Einladungskarte natürlich gut.“ Doch die Bremer Lagerhaus Gesellschaft, so Weil, finanziere selbstverständlich keine Politikerreisen. Doch der Bürgermeister hatte nicht nur eine Rede bei der BLG zu halten, sondern auch ein Besuch beim bundesdeutschen UN-Botschafter zu absolvieren. Und so erklärte er den New-York Aufenthalt zur Dienstreise. Und nun kam Klaus Wedemeier der Passus 12 in dem entsprechenden Antragsformular zu Gute. Danach kann jeder Beamte Dienstfahrten zu Urlaubszwecken unterbrechen. Und wie der Beamte so der Bürgermeister: Klaus Wedemeier unterbrach nach drei Tagen New York seine Dienstreise für einen vierwöchigen Urlaub und nahm die Dienstreise pünktlich zum Rückflug wieder auf.

Doch damit nicht genug der glücklichen Fügungen: Denn mit BLG und dem Bürgermeister reiste auch der SV Werder gen New York. Und deren rühriger Manager Willi Lemke hatte bei der Lufthansa ein Gruppenreiseticket mit „einem Haufen Freitickets“ (Lemke) organisiert. Eines davon überließ er Frau Wedemeier. Willi Lemke gestern: „Sie mußte dafür nichts bezahlen.“ Bezahlen allerdings mußte die Bremer Lagerhausgeselschaft, die ja nach eigener Auskunft keine Politikerreisen finanziert. Laut Lemke und Weil sponserte die BLG wiederum die Werder-Reise. Denn: „Werder war für den Empfang eine zusätzliche Attraktion.“

Eine Delegationsteilnehmerin allerdings hatte eine andere Zahlungsmoral als der Bürgermeister. Senatorin Eva Lemke- Schulte betrachtete ihre Teilnahme an dem New York Kurztrip offenbar als privat. Willi Lemke: „Sie hat selbst bezahlt.“ Nach Auskunft des Pressesprecher von Lemke-Schulte nahm die Senatorin sowohl an dem BLG-Empfang als auch an dem Botschafter-Besuch teil. hbk

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