Spaß und Angst

Nicht nur in Israel wurden in den letzten Tagen von einigen Supercoolen Weltuntergangsparties gefeiert. Der drohende Krieg am Golf hat auch einige längst vergessene Grinser wieder an die mediale Oberfläche gespült: Die Sannyasin sind wieder da! Nachdem ihr Chef, der Steuerhinterzieher Bhagwan Rajnesh, den goldenen Löffel abgegeben hat, scheinen seine Fans jetzt erst richtig die Sau rauszulassen. Zu „Spaß non- stop“ hat die millionenschwere Sekte ins Ashram-Center zu Poona geladen, um die Zeit bis zum Kriegsbeginn am Golf für körperliche Vergnügungen zu nutzen. Der Arzt Dr. Amrito, der den verstorbenen Guru behandelt hatte, verschickte per Telex mit dem Code „Love-in“ eine Einladung zu einem „Fest des Lebens, der Liebe und des Lachens“, ohne den Gästen die sonst übliche Auflage zum Mitbringen eines negativen Aidstestzertifikates zu machen. „Die meisten Leute halten uns für verrückt, aber je verrückter die Welt erscheint, desto normaler erscheinen wir“, glaubt Amrito.

In anderen Teilen der Welt macht sich schleichende Panik breit. In Australien gab es beispielsweise einen Ansturm auf Gasmasken. Trotz der beträchtlichen Entfernung zum Persischen Golf befürchten offenbar viele Australier, daß irakisches Giftgas ihren Kontinent erreichen könnte. In den vergangenen Tagen gab es einen solchen Ansturm auf die mit Militärüberschüssen handelnden Läden, daß den meisten die Gasmasken ausgingen. „Gewöhnlich sind sie Ladenhüter, sie wurden bisher höchstens als Scherzartikel für Parties gekauft, jetzt aber sind die Gasmasken bei den Leuten plötzlich zu einer Manie geworden“, erklärte Bary Dzienciol, Besitzer eines solchen Ladens. Die letzten, die er verkaufte, stammen aus den Jahren 1944 und 1945 und waren aus deutscher und britischer Herstellung. „Ihre Wirksamkeit konnte ich natürlich nicht garantieren“, entschuldigt sich Dzienciol.

In den USA sind Nahost-Landkarten knapp. Nach dem irakischen Einmarsch in Kuwait gab es Hunderte von Bestellungen aktueller Nahost- Karten. Die National Geographic Society ließ daraufhin zehn Millionen Exemplare einer neuen Landkarte der Region drucken, die mit der Februar-Ausgabe des 'National Geographic‘ verteilt werden. Das ist auch bitter nötig. Nach einer Umfrage des Gallup-Instituts von 1988, auf dem Höhepunkt des irakisch-iranischen Krieges, konnten 75 Prozent der erwachsenen Amerikaner auf einer ihnen vorgelegten Landkarte den Persischen Golf nicht finden. Karl Wegmann