Verfälscht

■ 8.OOO Schüler unterwegs, taz v. 18.1.

Manchmal sollte sich eine Journalistin einfach die Mühe machen, eine Veranstaltung genau ansehen, wenn sie beabsichtigt, darüber einen Artikel zu schreiben. Im Falle der SchülerInnendemonstration (Im Gegensatz zur Überschrift war auch der weibliche Teil vertreten) hat der Verfasser/die Verfasserin (?) nicht im geringsten begriffen, was überhaupt abgelaufen ist. Am vergangenen Mittwoch haben einige LehrerInnen und eine Schülerin des des SZ Walle zusammengesessen und überlegt, ob sie am Dienstag den 15.1. nicht schulintern etwas machen sollten, weil sie an diesem Tag nicht weitermachen wollten, als wäre nichts geschehen. Nachdem eine von etwa 350 SchülerInnen im Gebäude der Langen Reihe besuchte Pausenveranstaltung am Donnerstag beschlossen hatte, einen Anti-Kriegstag durchzuführen, vereinbarten wir mit LehrerInnen und SchülerInnen benachbarter Schulen am Freitag Nachmittag, den Stadtteil zu verlassen und auf den Markt zu gehen. Gleichzeitig wollten wir alle anderen Schulen auffordern, das gleiche zu tun. Am Sonntag wurden aufgrund einer einzigen Durchsage auf einer Demonstration 15.000 Flugblätter abgeholt. Und am Dienstag war der Markt nach Meinung der mir bekannten und beteiligten Kolleginnen voller als am Samstag zuvor. Dieser Vorgang des Zustandekommens einer so großen Demonstration ist nach meiner politischen Erfahrung so einmalig, daß er es wert gewesen wäre, ihn auch darzustellen. Wenn mensch darüberhinaus erlebt hat, wie SchülerInnen den Marsch zum Markt vorbereitet haben, wieviel Kreativität und Energie freigesetzt worden sind, wie sie in der Vorbereitung mit ihren Ängsten und Sorgen umgegangen sind, wie auf dem Markt spontan diskutiert wurde, wie türkische SchülerInnen auf ihre besondere Nähe zum Konflikt aufmerksam machten, wieso die taz die TeilnehmerInnen-Zahl fast halbiert und ansonsten nur feststellt, daß keine Lautsprecheranlage vorhanden war und die SchülerInnen sich bei McDonalds rumtrieben. Diese Situationsbeschreibung ist nur noch daneben, weil die Stimmung auf dem Markt nicht annährend erfaßt wurde. Schade, denn die taz hatte uns durch die kommentarlose Veröffentlichung der Absicht einer Demo in der Samtagsausgabe zunächst unterstützt. Offentsichtlich konntet Ihr es wieder einmal nicht verkraften, daß ihr einfch eine konstruktive Rolle gespielt habt, ohne Eure oberlehrerhafte Besserwisserei dazu abzulassen. Daß die Berichterstattung auch anders möglich war, haben Euch vermeintliche KollegInnen aus dem Pressehaus gezeigt. Helmut Zachau