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Hilfsmaßnahmen in Schwierigkeiten

■ Zahl der Flüchtlinge steigt/ Gelder bei internationalen Hilfsorganisationen bislang nicht eingetroffen

Genf/New York (taz) — Seit Beginn des Golfkrieges ist die Zahl der Menschen, die den Irak fluchtartig zu verlassen suchen, stark angestiegen. Heute nachmittag sollen die ersten Flüchtlingslager an der irakisch-syrischen Grenze geöffnet werden. Die für die Betreuung der Flüchtlinge zuständigen internationalen Organisationen stoßen wegen der andauernden Kampfhandlungen jedoch auf große Schwierigkeiten beim Transport von Hilfsgütern in die Region sowie beim Evakuieren von Menschen.

Nach Auskunft des Sprechers des UNO-Katastrophenhilfswerks (Undro) in Genf, Mohammed Chatib, wurden die beiden neuen Flüchtlingslager in der Nähe der syrischen Orte El Hol und Abu Kamil errichtet. Sie sollen Platz für 20.000 Menschen bieten. Die Undro koordiniert die Flüchtlingshilfe im Golfkrieg gemeinsam mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und dem UNO-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR). Nach ersten Schätzungen rechnen die internationalen humamitären Organisationen mit mindestens 1,5 Millionen Flüchtlingen. Am Freitag wurden in Genf erste Flüchtlingszahlen für die Zeit seit Kriegsbeginn bekanntgegeben: 8.000 Ägypter haben den Irak in Richtung Jordanien verlassen. Von dort sollen sie mit dem Schiff in ihre Heimat gebracht werden. Noch unsicher ist das Schicksal 1.600 vietnamesischer Gastarbeiter und ihrer Familien, die ebenfalls aus dem Irak nach Jordanien geflohen sind.

Nach Beobachtungen der Undrp sind inzwischen auch rund 8.000 Iraker aus dem Nordosten des Landes in den Iran geflohen. Die Grenzen Iraks in Richtung Iran, Syrien und Jordanien sind nach wie vor ungehindert passierbar, lediglich die Übergänge zum Nato-Land Türkei sind gesperrt, erklärte der Undro-Sprecher. In diese vier Nachbarstaaten Iraks wollen die internationalen Organisationen nach bisherigen Planungen jeweils 85.000 Zelte und 30 Tonnen Nahrungsmittel transportieren. Bislang konnte jedoch nur ein sehr kleiner Teil (ca. 5.000 Zelte) dieser Hilfsgüter in die Region transportiert werden. Der größte Teil lagert noch auf Zypern oder bei nationalen Rotkreuzgesellschaften in Westeuropa, darunter in der Bundesrepublik. Immer mehr Fluggesellschaften scheuen wegen der anhaltenden Luftangriffe das Risiko oder verlangen von den UNO-Organisationen die Übernahme horrender Versicherungsgebühren.

Über die voraussichtlichen Gesamtkosten aller Hilfsmaßnahmen liegen bei den Organisationen in Genf keine Angaben vor. Allein die notwendigen Finanzmittel für die Betreuung der Flüchtlinge veranschlagte ein Undro-Sprecher auf mindestens 175 Millionen Dollar. Vnn den von verschiedenen Staaten zugesagten 56 Mio. Dollar traf jedoch bisher nichts ein.

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