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Die Anderen: Al Ahram, Kairo / Krasnaja Swesda: Golfkrieg

Die halbamtliche Kairoer Tageszeitung zu den taktischen Zielen:

In seiner Rede an die Nation nach dem Schlag sagte US-Präsident Bush, daß der Angriff nicht auf den irakischen Herrscher persönlich abziele, sondern auf seine Streitkräfte. Viele Schlüsse sind daraus gezogen worden. Der erste war, daß beabsichtigt sei, ihm [Saddam] eine weitere Chance zu geben, um einzulenken und sich zurückzuziehen. Offensichtlich war, daß ihm eine zwei- bis zweieinhalbstündige Frist vor dem zweiten Schlag gegeben wurde. Die zweite Überlegung war, ihn am Leben zu lassen, um einen Keil zwischen ihn und seine Männer zu treiben. [...] Der dritte Punkt war, daß sein Überleben weitere Angriffe ermöglichte, um die Zerstörung seiner Militärmacht zu vollenden.

Wäre er früh gestürzt worden und hätte ihn jemand ersetzt, der sofort kapituliert hätte, dann wäre die Möglichkeit vertan gewesen, sein Potential, seine chemischen, biologischen oder sogar nuklearen Waffen, zu zerstören.

Die sowjetische Armeezeitung über Saddam Hussein:

Auch nach dem Anfang der Kriegshandlung sind viele Politiker der Meinung, daß die Situation nicht unwiederbringlich ist. Sogar die Einstellung des Konflikts ist möglich, aber nur unter der Voraussetzung, daß der Irak alle Forderungen der Weltöffentlichkeit erfüllt und seine Truppen aus Kuwait abzieht. Gegenwärtig, da es nur um die Befreiung Kuwaits geht, ist die Chance zur Einstellung der Kriegshandlungen noch gegeben. Aber wenn das Ziel der Koalition die vollständige Zerschlagung des Regimes von Saddam Hussein sein soll, ist nicht auszuschließen, daß der Krieg bis zum Sieg einer der beiden Seiten andauern wird.

Aber womit rechnet in dieser Situation Hussein, der den „Großen Krieg“ und den nahen Sieg proklamiert hat? [...] Der arabische Nationalismus ist einer der Trümpfe von Saddam. Bei beliebigem Ausgang der Kriegshandlungen hofft Hussein noch, als nationaler Held aller Araber angesehen zu werden. Es mag sein, daß dafür auch viele tausend Leben einfacher Iraker geopfert werden.

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