Golfkrieg in der Lindenstraße

„Überall ist doch Giftgas, nicht nur am Golf, wer weiß, ob mein Kind jemals einen gesunden Baum sieht“, sagt die schwangere Anna Ziegler. Und: „Es geht doch nur ums Öl. Wenn eine amerikanische Mami später mal billiges Benzin tankt, kann sie ihren Kindern dabei erzählen: Dafür ist euer Papi gefallen“, sekundiert Zorro Pichelsteiner. Der Golfkrieg in Lindenstraße am Sonntag abend — auch Geißendörfer kämpft, wie erwartet, für den Frieden. Daß er allerdings so schwere — und so schnelle — Geschütze auffährt überrascht: Anna Ziegler, das „Muttertier“, ist wohl gerade auf dem Weg in die Ostgebiete, um abzutreiben wg. Golf, und Zorro läßt keine Gelegenheit aus, Worte wie „Öl“, „Rüstungskonzerne“ oder „Atomlobby“ mit mißbilligendem Unterton in die Handlung einzuflechten.

Nur eine Krawalldemo wird's wohl in der Lindenstraße nicht geben. Dafür können wir aber bestimmt demnächst erwarten, daß Hans Beimer über die Rolle der Medien im Golfkrieg spekuliert — das Fernsehen über das Fernsehen, in der dritten Dimenson. Ungefähr so hatte man sich den langen Marsch durch die Institutionen immer vorgestellt. Wofür braucht man Autonome, die eine Live-Diskussion über den Golf im Fernsehen sprengen, wenn doch Zorro Pichelsteiner, der Serienautonome, ganz legal im Vorabendprogramm das gleiche erzählen darf? Man fragt sich nur noch: Hat Geißendörfer diese Szenen im Hinblick auf das Ultimatum vorproduziert oder nachträglich eingefügt?esch