piwik no script img

Kein Entkommen aus der Krise

■ Golfkrieg trifft die ärmsten Länder am härtesten MIT AFRIKAS SCHULDEN AUF DU UND DU

New York (taz) — Die Golfkrise hat besonders harte wirtschaftliche Auswirkungen auf die Staaten Afrikas, darunter vor allem diejenigen, die selbst kein Öl produzieren. Dies geht aus einer noch vor Beginn des heißen Krieges erstellten Studie der UNO-Wirtschaftskommission für Afrika hervor. Die Aussichten sind unter fast jeder möglichen Annahme düster, wie kürzlich auch der Internationale Währungsfonds (IWF) festgestellt hatte. Allein Kenia müßte für Ölimporte zwischen Juni 1990 und Juli 1991 105 Millionen Dollar mehr bezahlen als im Vorjahr — unter der noch optimistischen Voraussetzung, daß sich der Preis fürs Barrel um 25 Dollar einpendelt. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem der Preis für Kaffee, das wichtigste Exportprodukt des ostafrikanischen Landes, in den Keller gefallen ist.

Als weitere negative Folge kommt für die meisten der 57 Staaten des Kontinents hinzu, daß seit August letzten Jahres die afrikanischen Gastarbeiter in den Golfstaaten ihre Arbeit verloren haben und jetzt in ihren Heimatländern zumeist ohne Arbeit leben. Allein Ägypten muß 600.000 Arbeitskräfte wieder integrieren. Das führt zu zusätzlichen Belastungen der staatlichen Haushalte.

Besonders die 29 ärmsten afrikanischen Länder sind von der durch die Golfkrise beschleunigten Konjunkturabschwächung und rezessiven Entwicklung in den westlichen Industriestaaten betroffen, deren Nachfrage für Waren aus Afrika sinkt. So befindet sich ein Binnenland wie Ruanda in einer fast aussichtslosen Situation: Die Transportkosten erreichen schwindelnde Höhen, die sinkenden Deviseneinnahmen stammen zu 80 Prozent aus Kaffee. Die Flächen, die für den Kaffeeanbau benötigt werden, fehlen Ruanda für den Anbau von Nahrungsmitteln. So meldete das Land bereits vor einem Jahr eine Hungersnot, die keine klimatischen, sondern strukturelle Ursachen hatte. Nach Ansicht der UNO- Kommission verschärft die Golfkrise noch die Auswirkungen der 1990 wiederum gestiegenen Verschuldung der afrikanischen Staaten. Sie wuchs seit 1989 um 4,7 Prozent auf nunmehr 271,9 Milliarden US-Dollar. 34 Prozent der Exporteinnahmen mußten im Schnitt für den Schuldendienst aufgewendet werden. Der Generaldirektor der Kommission, Adebayo Adededschi, kritisierte die EG- Staaten und die USA, weil sie „nichts unternommen“ hätten zum Ausgleich der für den afrikanischen Kontinent entstandenen Verluste. A. Zumach/B. Gaus

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen