: Verhandlungskünstler
■ Diplomatie rund um den Roland / Mahnwache fünf Meter vor, zehn Meter rechts
Gute Stube — besenreinFoto: Falk Heller
Wer in der Zeit eines brutalen Krieges geglaubt hätte, daß die hohe diplomatische Schule gestorben sei, der irrt. Die filigrane Verhandlungsführung um den einzig wahren Ort für eine Mahnwache gegen den Golfkrieg belehrt uns eines besseren. Wir erinnern uns: Am Dienstag hatte Senatsdirektor Hoppensack die zumeist Jugendlichen DemonstrantInnen gebeten, Mahnwache und Lagerfeuer aus dem Hoheitsbereich des Rolands in eine neutrale Zone des Marktes zu verlegen. Ergebnis: Die Jugendlichen rückten fünf Meter weiter, hielten aber quasi immer noch die Front des Rolands unter Kontrolle.
Den friedliebenden Bremern schien die neutrale Pufferzone um das Wahrzeichen noch nicht groß genug. Wieder trat der rasende Botschafter Hoppensack in Aktion und handelte mit der Mahnwache neue Marktgebiete aus. Diesmal zogen die MahnerInnen und Bildhauer Ludwig Schumacher samt Pferd Maxi vor das Deutsche Haus.
Gestern stand die Verhandlungskunst dann endlich vor ihrer Vollendung. Aus feuerpolizeilich-pyrotechnisch-bedenklichen Sicherheitsgründen durfte Pferd Maxi nicht länger vor dem Seiteneingang des Deutschen Hauses verweilen. Doch auch diesmal siegte die Diplomatie: Die Mahnwache blieb, Maxi zog zehn Meter weiter. mad
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen