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Sieben Skinheads in Göttingen verhaftet

Göttingen (taz) — Im Zusammenhang mit den brutalen Überfällen von Rechtsradikalen in der Silvesternacht im Raum Göttingen sind inzwischen sieben tatverdächtige Skinheads verhaftet worden. Zwei von ihnen, die 17jährigen Neonazis Oliver Simon und Sven Scharf, wurden bereits Anfang Januar festgenommen. Ihnen wird gemeinschaftlicher Totschlag zur Last gelegt, weil sie kurz nach Mitternacht in Rosdorf bei Göttingen den Bundeswehrsoldaten Alexander Selchow überfallen und mit Messerstichen ermordet haben sollen.

Simon, Mitglied der ultrarechten Freiheitlich-Demokratischen Arbeiter-Partei (FAP), zählt seit gut einem Jahr zum harten Kern der Göttinger Neonazi-Szene. Beim Überfall auf ein Göttinger Jugendzentrum war er verschiedenen Augenzeugenberichten zufolge ebenso beteiligt wie bei einem Gasangriff auf Besucher eines Gerichtsprozesses, bei einer Demonstration in Wunsiedel am Grab von Rudolf Hess und beim Versprühen von Säure gegen Punker. Sven Scharf war auch dabei, als Rechtsextremisten aus einem Kornfeld auf Polizisten schossen und im Rahmen einer Wehrsportübung einen Jugendlichen zu überfahren versuchten.

Die fünf anderen jetzt verhafteten Rechtsextremisten sollen in der Neujahrsnacht in der Gemeinde Adelebsen zwei Spaziergänger niedergeschlagen und mit Stahlkappenschuhen gegen den Kopf getreten haben. Wie der Sprecher der Göttinger Staatsanwaltschaft, Hans Heimgärtner, am Montag auf Nachfrage mitteilte, wird gegen diese Gruppe wegen gemeinschaftlicher schwerer Körperverletzung ermittelt. Heimgärtner sagte, bei den meisten dieser Verhafteten handele es sich um bekannte Figuren aus dem Skinhead- Umfeld. Ein Beschuldigter wurde gegen Auflagen auf freien Fuß gesetzt.

Schwerer tut sich die Ermittlungsbehörde nach Darstellung ihres Sprechers mit der Aufklärung eines dritten Zwischenfalls im Göttinger Stadtteil Weende. Gegen 4 Uhr morgens hatten vermutlich ebenfalls Rechtsradikale einem Passanten ein Messer in den Bauch gerammt und ihn lebensgefährlich verletzt. Reimar Paul

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