»Die Friedensbewegung ist nicht anti-israelisch«

■ Die Internationale Liga für Menschenrechte will einen »offenen Brief« in israelischen Tageszeitungen veröffentlichen DOKUMENTATION

Über die israelischen Fernsehschirmen flimmern jeden Tag die gleichen Bilder: Abertausende von Deutsche demonstrieren gegen den Krieg am Golf. Die Plakate und Transparente der ersten Tage wie »Kein Blut für Öl« haben Erbitterung ausgelöst, die deutsche Friedensbewegung sei »anti-amerikanisch« und »anti- israelisch« sagen die Menschen im raketenbedrohten Tel Aviv und Haifa.

Dieser Vorwurf sei ein »Mißverständnis«, sagen der »Deutsch-israelische Arbeitskreis für Frieden im Nahen Osten«, die Frauen vom »Frauenwiderstandscamp« und die Internationale Liga für Menschenrechte. Um dieses Mißverständnis aufzuklären und mitzuhelfen, »die sehr verständliche Angst und Verbitterung« der Menschen in Israel abzubauen, wollen sie in den beiden wichtigsten israelischen Tageszeitungen 'Jerusalem Post‘ und 'Ha'aretz‘ einen offenen Brief veröffentlichen. Der Brief soll mehrmals in hebräisch und englisch erscheinen. Weil eine Anzeige mindestens 5.000 DM kostet, sind die Initatoren auf die Unterstützung von Spendern angewiesen.

Auszüge aus dem Brief: »Das Bild der Demonstrationen hier stellt sich in den letzten Tagen wie folgt dar: Es wird gegen Bush und Saddam Hussein protestiert, über den sich gerade in der Friedensbewegung niemand Illusionen macht. Häufig auch nur gegen Saddam Hussein; Schüler tragen bei Demonstrationen Bilder von israelischen und irakischen Kindern, d.h. den unschuldig Leidenden aller betroffenen Völker. In vielen öffentlichen Diskussionen wird der Krieg vor allem im Hinblick auf die Frage diskutiert, wie Israel am besten zu schützen sei. Die Proteste — Blockaden, Boykott- und Streikaufrufe — richten sich immer mehr direkt gegen die Firmen, die an der Aufrüstung des Irak beteiligt waren und sind: Es werden Listen dieser Firmen, Unterlagen über Waffengeschäfte veröffentlicht. Es ist wahrscheinlich nicht ohne Grund, daß die Bundesregierung, leider auch Willy Bradt, der in Israel großes Ansehen genießt, der Friedensbewegung gerade jetzt 'Anti-Amerikanismus‘ und Gleichgültigkeit gegenüber Israel vorwirft, da in den Mittelpunkt der Proteste die wirtschaftlichen Verwicklungen der Bundesrepublik in diesen Krieg gerückt sind. [...] Es geht uns nicht darum, daß Israel auf Schutz und Verteidigung gegen die sehr reale Bedrohung durch Saddam Hussein verzichtet. [...] Wir meinen nur, daß dieser Krieg keine Lösung der Konflikte bringen wird, des Konflikts der armen gegen die reiche Welt und des Palästina-Problems, von dem wir meinen, daß es gerade im Interesse der Sicherheit Israels nicht zu Lasten der Palästinenser zu lösen ist. Schlimmer noch, so befürchten wir, wird er das politische Klima für wirkliche, dauerhafe, realistische Lösungen verschlechtern, wenn nicht ganz zerstören, und sogar neue Probleme schaffen: die ökologische Zerstörung ganzer Regionen.«

Spendenkonto: Sparkasse Berlin (BLZ 10050000) Kto. Nr. 640177964 B. Heber- Schärer, Stichwort »Anzeige in Israel«.