AKW weiter am Netz

■ CSFR lehnt es ab, das AKW Bohunice abzuschalten

Berlin (taz/dpa) — Die Tschechoslowakei hat die von Österreich geforderte Schließung des umstrittenen slowakischen Atomkraftwerks Jaslovske Bohunice abgelehnt. Nach einem Treffen zwischen Österreichs Bundeskanzler Franz Vranitzky und Ministerpräsident Marian Calfa in Bratislava soll aber eine Arbeitsgruppe aus beiden Staaten weiter über die Stillegung beraten.

Vranitzky hatte am Dienstag einen Fünfpunkteplan vorgelegt, der eine umfassende Kooperation in den Bereichen Energieeinsparung, Planung, Betrieb und Umbau von Kraftwerken vorschlägt. Schon vor zwei Wochen hatte die österreichische Regierung kostenlose Stromlieferungen an die CSFR im Wert von 500 Millionen Mark jährlich angeboten. Wien schlägt zudem den Aufbau eines grenzüberschreitenden Strahlenfrühwarnsystems vor. Calfa nannte das österreichische Angebot „interessant“, wollte aber nicht über den Ausstieg der CSFR aus der Atomenergie reden. Es sei lediglich über das AKW Bohunice gesprochen worden.

Zuvor hatte der tschechische Umweltminister Josef Vavrousek eingeräumt, daß Bohunice sich „an der Grenze des zugelassenen Risikos befindet“. Die Atomkommission des Landes setzt sich für eine Abschaltung der Reaktoren bis 1992 ein.

Die Reaktoren von Bohunice sind von der gleichen Bauart wie in Greifswald. Sie verfügen praktisch über kein Notkühlsystem und sind wie die Greifswalder AKWs vom Sprödbruch ihrer Leitungssysteme bedroht. CSFR-Wirtschaftsminister Vladimir Dlouhy gab bekannt, daß im südböhmischen AKW Temelin nur zwei Blöcke fertig gebaut werden sollen. Vom ursprünglich geplanten Bau weiterer Blöcke wolle Prag nun absehen. ten