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Ägyptischer Protest

 ■ Aus Kairo Karim El-Gawhary

Als Magdi Hussein nach dem großen Freitagsgebet vor einer Moschee in Kairo Flugblätter gegen den Golfkrieg und die amerikanische Politik in der Region verteilte, wurde er kurzerhand verhaftet. Er ist stellvertretender Chefredakteur der Oppositionszeitung 'Al- Shaab‘, die seit Wochen konsequent gegen die ausländische Intervention am Golf eintritt.

Vereinzelt regt sich nun auch in Ägypten Protest gegen den Krieg. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Berufsverbände, die von vielen Beobachtern als eine Art Avantgarde der ägyptischen Demokratiebewegung angesehen werden. Deren bisher größte Manifestation gegen den Golfkrieg war ein Aufruf des Journalistenverbandes zu einem siebenstündigen symbolischen Proteststreik vor drei Tagen. Der sofortige Stopp des Krieges und der Rückzug der ägyptischen Truppen aus der Kriegsregion sind die Kernforderungen des Verbandes. „Alle sich bekämpfenden Parteien sollten sich zeitgleich zurückziehen und anschließend eine umfassende und gerechte Lösung aller Probleme des Nahen Ostens anstreben“, erklären die Journalisten in ihrem Aufruf zum Proteststreik.

Ähnlich äußern sich auch der Berufsverband der Naturwissenschaftler und sogar Vertreter einiger staatlich kontrollierter Gewerkschaften. Am Mittwoch veröffentlichte die linke Wochenzeitung 'Al-Ahali‘ einen gemeinsam von sieben Oppositionsparteien und -gruppen verfaßten Aufruf. Ein weites Spektrum von linker Sammlungsbewegung, Nasseristen, Kommunisten, Partei der Arbeit bis hin zu den Moslembrüdern hatte darin den Angriff amerikanischer und verbündeter Truppen auf das irakische Volk verurteilt. Diese Erklärung ist der bisher weitgehendste Versuch, ein breites Antikriegs-Bündnis der ägyptischen Opposition zu schaffen.

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