Lesbe schadet Image der Krebshilfe

■ Cornelia Scheel muß den Verein verlassen, den ihre Mutter ins Leben gerufen hat

Berlin (taz) — Auf dem Berliner Presseball waren sie das Skandalpaar: Hella von Sinnen, Furore machende Moderatorin bei RTL, und ihre neue Liebe, Cornelia Scheel. Frauenliebhaberin Hella von Sinnen hatte ihr spektakuläres Coming-out bereits hinter sich. Bei der Entgegennahme des Bambis für den „Besten Showstar des privaten TVs 90“ hatte sie sich vor versammelter Prominenz auch bei ihrer damaligen „Gattin Sabine“ bedankt. RTL hielt es zwar für angebracht, dieses Bekenntnis bei der Ausstrahlung der Bambi-Verleihung herauszuschneiden, ihren Arbeitsplatz verlor die mutige Hella aber nicht.

Anders erging es ihrer neuen Frau Cornelia Scheel, die seit 1988 bei der Deutschen Krebshilfe e.V. das Werk ihrer Mutter, Mildred Scheel, fortführt. Fortführte — denn der Verein hat sich inzwischen von der Adoptivtochter des ehemaligen Bundespräsidenten getrennt. „Im gegenseitigen Einverständnis“, wie Krebshilfe-Geschäftsführer Achim Ebert verlauten ließ. „Freiwillig wäre ich nie gegangen“, hält Cornelia Scheel entgegen.

Aufgescheucht durch die Regenbogenpresse, die sich „in epischer Breite“ (Achim Ebert) auf das „schrille Privatleben“ von Frau Scheel gestürzt hatte, fürchtete die Krebshilfe um ihr „seriöses Image“ — mehr aber noch um ihre Einnahmen. Denn etliche SpenderInnen hätten inzwischen gedroht, ihre Erbschaften zurückzuziehen, „wenn Frau Scheel ihr Leben weiterhin öffentlich verbreitet“. Die Geschäftsführung legte ihr daher nahe, „abzutauchen, bis sich der Presserummel gelegt hat“. Konkret: Cornelia Scheel wurde die Repräsentation der Krebshilfe bis auf weiteres entzogen und auf Innendienst gesetzt. Cornelia Scheel machte das nicht mit und verließ die Krebshilfe „enttäuscht und schwer verletzt“ über die „frauenfeindliche“ Organisation.

Inzwischen haben Prominente und weniger Prominente für Cornelia Scheel empört Partei ergriffen: „Skandal“, schimpfte ZDF-Unterhalter Dieter Thomas Heck, der im Kuratorium der Deutschen Krebshilfe sitzt, in der Münchner 'AZ‘. Der schwule Grüne Volker Beck spricht von „Heuchelei“, schließlich schade das Geld von Schwulen und Lesben dem Verein auch nichts. Die Bundestagsabgeordnete Christina Schenk (Unabhängiger Frauenverband) und die Sprecherin des Lesbenrings e. V., Jutta Oesterle-Schwerin, fordern von der Krebshilfe als Entschädigung eine „großzügige Spende“ an Einrichtungen, die gegen die Diskriminierung von Lesben arbeiten.

Ulrike Helwerth