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Früh übt sich...

■ Aufklärung über Sexualität, Aids und Drogengefahren

Chemnitz — Ein bißchen verschämt taten sie schon — doch um so aufmerksamer hörten sie zu: Schüler einer 8. Klasse aus einer Chemnitzer Schule, die im Stadtkabinett für Gesundheitsberatung einem recht „intimen“ Vortrag über Sexualität sowie Aids- und Drogengefahren lauschten. Es gab verstohlene Blicke zueinander, mitunter Schmunzeln, auch mal helles Gelächter.

Die Vortragende nahm kein Blatt vor den Mund. So erfuhren die Mädchen und Jungen, wie sich ihre Geschlechtsreife äußert, hörten Wissenswertes über Sexualverkehr, bekamen Verhaltensweisen sowie Mittel zur Verhütung von Geschlechtskrankheiten und Aids genannt und wurden vor den Gefahren von Drogen gewarnt. Das Kabinett hatte diese Vorträge zunächst nur für die Schüler gedacht, die nächstens zur Jugendweihe gehen werden. Doch dieses Angebot sprach sich herum, so daß auch „ältere“ Klassen kommen wollen und ebenfalls willkommen sind. Sogar aus den umliegenden Dörfern melden sich Schüler an. Bis April sind diese Vorträge ausgebucht. Weil es zuweilen wegen anderer Veranstaltungen an Platz fehlt, gehen Klassen auch in die städtische Ambulanz für Haut- und Geschlechtskrankheiten, in der die Fürsorgerin Katharina Steinich arbeitet.

Sie hat sich daran gewöhnt, vor Schülern dieses Alters über das lange Zeit als Tabu bezeichnete Thema zu sprechen, und dabei auch Erfahrungen gesammelt. Sie ist davon abgegangen, nur auf Zuruf Fragen zu beantworten, denn es gab schon Klassen, die scheinbar „alles wußten“. Das ist meistens bei 14- und 15jährigen der Fall. Daher bittet die Fürsorgerin schon im voraus um Fragen, die ohne Namensangabe auf einen Zettel geschrieben werden können. Die „etwas Älteren“ hingegen sind ungehemmt und fragen, worüber eine Großmutter noch in den fünfziger Jahren die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hätte! Das reicht mündlich als auch schriftlich von „Ab wann Geschlechtsverkehr?“, „Welche Kondome — und wo gibt es sie?“, „Wann Tampons?“ bis hin zur Sorge vor Geschlechtskrankheiten und Aids sowie zu den Folgen des jetzt auch in die neuen Bundesländer mehr und mehr kommenden „süßen Giftes“, der Drogen. [Gräßlich! Marihuana! d.K.]

Katharina Steinich gibt genau so offen Antworten an die Kinder, die es allerdings nicht mögen, wenn zu dem Vortrag noch der Lehrer oder gar Eltern mitkommen. Das Thema ist ihnen dann doch etwas zu heikel. Oder ist das ein Beweis, daß Sexualität zu Hause noch ein Geheimnis ist?

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