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TIEFBLAUANGEMALTESEELEN

DERJAZZ-TRIO-TIP  ■  CHRISTOPH SPENDEL GROUP

Die Rezeptur der Christoph Spendel Group schmeckt zunehmend nach Erfolgskalkül. Ein souveräner Griff in die Gewürzkiste des Jazzvokabulars, da kommt vieles zusammen. Bewährtes wie Latin-Rhythmen, die immer gehen. Blues-Skalen malen die Seele des Künstlers tiefer blau. Auch vom Reggae kostet man mal. Das Ganze, locker geschlagen und gerührt, in klassischer Triobesetzung mit Stefan Rademacher am Bass und Kurt Billker am Schlagzeug, die überall da hinten sind und den Strafraum sauber halten, wird cool serviert oder heiter/warm mit einem »Wir machen Musik«-Lächeln. Da rutscht nichts weg in Eventualitäten, auch nicht die Improvisationen, alles ist grandios gekocht und arrangiert von des Meisters Händen auf Korg Instruments, ist ganz Bild, wenn auch Konfektion.

Das war nicht immer so, aber in den späten Achtzigern, wenig lief mehr, mußten sich letzhin auch die aufmachen, die bislang irritiert oder pikiert auf die gescheiterten Nachahmer Hancockscher Zweigleisigkeit geblickt hatten. Wer sich weiterhin über Wasser halten oder am Puls der Zeit bleiben wollte, der mußte seine Sprache öffnen für das Neue da, das Junge, das die Komplexität des Jazz angeblich so ablehnte, oder vielleicht auch nur die Überraschung (was nicht stimmt, wie Steve Coleman bewies, nichtsdestotrotz aber noch die landläufige Meinung ist).

So reduzierte Christoph Spendel das Sprühende und das in den Kombinationen mit Vibraphonist Wolfgang Schlüter und Gitarrist Michael Sagmeister einst Schillernde zu gelichteteren Versatzstückchen. Nunmehr treibt's nicht so weit, auch harmonisch schmult keins mehr über den Zaun. Drinnen im Haus ist's warm, alles hat seinen Platz. Wenn man da etwas sucht, findet sich für das meiste schon eine Schublade. Jochen Bieß

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