■ Wroblewsky/ Donner/ Klemm

Gesang, Klavier und Saxophon, das ist nicht gerade eine alltägliche Besetzung, auch nicht im Modern Jazz. Noch ungewöhnlicher ist die Intensität der Pole, zwischen sich denen hier die Standards völlig neu fürs Gehör entfalten. Pascal von Wroblewsky (voc), Axel Donner (p) und Thomas Klemm (sax) bilden ein protagonistisches Trio ersten Ranges.

Pascal von Wroblewsky fand dabei bislang die größte internationale Anerkennung. Ihr Weg, auf dem wie bei den anderen beiden, die Hanns Eisler Musikhochschule lag führte verschlungen über Folklore, Dixie, Jazz-Rock, Pop und Big Bands zum modernen Jazz. Festgelegt ist sie bis heute nicht, es dominieren jedoch Jazzprojekte und die Zusammenarbeit mit der Gruppe Bajazzo. Aufsehen erregte auch ihre in einer Altenburger Aufführung improvisatorisch erweiterte Polly der Brecht/Weillschen »Dreigroschenoper«. Das Mehr an Popularität schlägt sich in der Formation glücklicherweise nicht nieder. Die Stimme wird nicht gefeatured, sondern instrumentell in das Wechselspiel eingebunden, dessen Kunst es ist, aufeinander zu hören.

Dabei ist anfangs oft nur die Individualität vorhanden. Nichts steht geschrieben. Eine Ballade formuliert sich erst. Organisch. Das Klavier ertastet das Intro im Dunklen. Axel Donner bildet skizzenhafte Züge aus den Harmonien, seltsame Spektren changieren wie ein fremdes Licht. Darein fallen die ersten Worte wie Tau, »I sing...«, natürlich, und da ist immer etwas Kraftvolles, welches sich zurückhält unter der Stimme Pascal von Wroblewskys, ein Zweifelndes. Und zwischem dem Gesagten und dem Verborgenen spannt sich eine Kluft für eine ungeahnte Palette von Gefühlsschattierungen. (Einschub: bevor das Saxophon einsetzt oder ich anfange etwas von Blau- und Grautönen zu faseln, muß ich noch klarstellen, daß hier nichts von dieser aufgesetzten lasziv-melancholischen Baker-Boys-Gülle schwelt.) Als das Saxophon den Gesang kubistisch aufzufächern beginnt, hat das Klavier schon festen rhythmischen Grund gefunden. Schlagzeug und Baß vermißt hier niemand. Die Improvisationen entfachen einen immer treibender werdenden Hexenkessel, ein Feuerwerk an percussivem und melodischem Einfallsreichtum, in dem vorübergehende Paarungen Nebengespräche gegen den jeweiligen Solisten halten, bis sich schließlich drei Schlagzeuge auf der Bühne gegenüberzustehen scheinen. Das Ganze bricht dann einfach ab. Ohne große Geste. Applaus. Vielleicht kann man heute nur noch so aufhören.

Zu hören ist dieses Trio ohne rechten Namen Samstag und Sonntag ab 21 Uhr im nach wie vor existierenden Keller des Flöz. Jochen Bieß