Golf-Krieg lenkt ab

■ Betr: Golf-Krieg Berichterstattung

Deutlicher als durch zahlreiche Kriege zuvor fühlen sich viele Menschen vom Krieg am Golf mit-betroffen, suchen nach Mitschuld und nach Handlungsmöglichkeiten. Und doch: der Krieg am Golf lenkt von unserem „Krieg“ ab — und könnte doch mithelfen, den „Krieg“, der hier bei uns stattfindet ,zu erkennen. Der fängt bei der Gentechnik an und hört bei Umweltvergiftung, Atommüll, Agro- Tech, Gatt-Handelsabkommen, Drogenpolitik, Ozonloch und Wohnungsnot noch lange nicht auf.

Ja, hat denn der Slogan „Kein Blut für Öl“ schon dazu geführt, daß ein Tempolimit eingeführt wird? Oder wenigstens Zweitwagen abgeschafft werden? Oder die Spitzentechnologie-Konzerne ihre sparsamsten Motoren endlich bauen?

Wie, 700-800 tote Kinder im Jahr sind nicht genug? Oder brennt bei uns nicht seit Jahrzehnten ständig ein Ölteppich? Am Golf schwimmt mal gerade eine Tankfüllung pro BRD-Pkw. Und Umweltschäden? Ach ja, wie mensch sich daran gewöhnen kann...und der Lärm: wo hört mensch ihn nicht? Genug — mensch könnte mir unterstellen, ich wollte die Auswirkungen eines Krieges mit den „Begleiterscheinungen“ unserer Zivilisation vergleichen — und dabei habe ich doch nur über einen unserer vielen „Kriegs“-schauplätze laut nachgedacht. Ulrich Görlitz