Palmöldiesel

■ Brasilianische Treibstoffalternativen

Die Bocksprünge des Ölpreises habe billige und verläßliche Energiealternativen wieder ins Rampenlicht gerückt. In Brasilien soll eine Treibstoffmischung aus Palmöl und Erdölderivaten demnächst Autos, Busse und schweres landwirtschaftliches Gerät antreiben. Nachdem das Alko- Sprit-Projekt wirtschaftlich scheiterte, setzen Wissenschaftler nun auf „Dendiesel“.

Aus der Frucht der Dendepalme läßt sich ein Öl gewinnen, das sich sowohl als Treibstoff als auch als Speiseöl eignet. Allerdings hat das in der bahianischen Küche verwendete Öl einen starken Eigengeschmack.

Der entschiedenste Betreiber des Palmenölprojekts ist Landwirtschaftsminister Antonio Cabrera. Fünf Milliarden Dollar machte er bisher für das Projekt locker. Sein Argument: Die Umstellung von konventionellen Dieselmotoren auf den neuen Treibstoff ist relativ leicht zu bewerkstelligen. Außerdem kostet ein Liter „Dendiesel“ weniger als die Hälfte des derzeitigen Preises für Normaldiesel. Der Energiewert des neuen Treibstoffs soll erstaunlich hoch sein. Das Gemisch besteht aus 74 Prozent Palmöl und 26 Prozent Diesel. Ein Test-Pkw sei 80.000 Kilometer mit „Dendiesel“ gefahren. Die Durchschnittsleistung habe bei 18 Kilometer pro Liter gelegen.

Eine zweite Argumentationsschiene zugunsten des Projekts ist ökologischer Natur. Cabrera führt an, daß die Anpflanzung von Dende-Palmen auf den riesigen verbrannten Urwaldflächen im Nordosten des Landes und im Amazonasgebiet ökologischen Nutzen verspreche.

In letzter Zeit hat ein weiteres alternatives Projekt von sich reden gemacht, das von den Stadtverwaltungen Rio de Janeiros und Sao Paulos gepowert wird. Komprimiertes Naturgas soll Autobusse und Taxis ins Rollen bringen. Gegen das Erdgas sprechen die relativ hohen Kosten der dafür nötigen infrastrukturellen Investitionen. Dafür spricht, daß der aus ihm gewonnene Treibstoff um 80 Prozent billiger als Diesel ist, während der Brennwert nur unwesentlich unter dem des Diesel liegt. Pedro Machado, Vizedirektor der Paulistaner Verkehrsbetriebe, hält das Gas sogar für wesentlich sauberer als Diesel.

Ein ähnliches Naturgasprogramm wird in Rio de Janeiro mit noch größerer Vehemenz verfolgt. Die Verwaltung der Stadt ist sichtlich bemüht, als Gastgeber der internationalen Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 ein Öko-Image aufzubauen. „Wenn die Konferenz bei uns stattfindet, wird Rio die erste Stadt der Welt sein, in der alle Busse mit Gas betrieben werden“, verspricht Ricardo Tombi, Koordinator des Naturgasprojekts.

Angesichts der Tatsache, daß dieses Programm erst vor kurzem offiziell gestartet wurde, scheint das Versprechen sehr gewagt: In den verbleibenden 18 Monaten müßten die Motoren von 1.500 bis 2.000 Autobussen umgerüstet werden. ips/taz