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Design-Offensive

■ Avantgarde-Versuch: Design als Wirtschaftsfaktor

Ein besonders nachahmenswert verpacktes Produkt Foto: S.He.

Der Plan ist raffiniert und geht so: Wenn Bremen reich und berühmt werden soll, geht das nicht mehr mit Stahlblechen oder Schiffsbau. Und intelligente Forschung und High-Tech allein garantieren auch noch keinen Absatz; nur mit guter Technik oder Dumping-Preisen lassen sich heute weder Autos noch Korkenzieher verkaufen. Design heißt das Zauberwort. Und das ist nicht einfach schönes Styling. Sondern „Entstehen, Entwicklung und Moral von Produkten“, erklärte gestern Eberhard Kulenkampff, sonst Gewoba-Chef, als Initiator der geplanten Bremer Design-Offensive.

1,6 Millionen Mark läßt der Senat sich die “Erste Internationale Design Triennale Bremen“ kosten. Schon jetzt gibt es im Design-Zentrum Bremen Geld für betriebliche Projektkosten und Zuschüsse für Design-Personal. Umsichtig gestaffelte Symposien, Ausstellungen und Wettbewerbe sollen von 1991-93 für Wirtschaft und Handel Bremen als Design-Adresse, und zwar gleich international, Signale setzen. Fachlicher Leiter ist Richard Bachinger, Ex- Olivetti-PR-Chef und Vizechef im Rat für Formgebung der BRD. Höhepunkt der Triennale wird die Ausstellung „Innoventa 1993“ in Bremen sein, die vorbildliches Design von Firmen aus Europa und Übersee präsentiert und Design als Wirtschaftsfaktor vorstellt. „Bremen“ soll dann aber bereits eine attraktive Adresse für das Gewerbe der Zukunft sein.

„Design ist keine Frage der Schönheit, sondern der Vernunft“, erklärte Bachinger der Presse, „Design heißt auch, Materialien recyclefähig zu verarbeiten.“ Sprachs und zog ein „nachahmenswert verpacktes Objekt“ aus der Tasche — eine Banane. Warum werden Straßenbahnen oft gemieden, obwohl sie praktisch und billig sind? Weil ihnen ein attraktives Image, ein Design fehlt. „Die Menschen wollen eigentlich nicht Lampen kaufen, sondern Licht, nicht Autos, sondern Fortbewegung“, philosophierte Kulenkampff, „in diesem Sinne ist Design dann auch eine Wirtschaftsstrategie.“

Wie kann man Firmen für die 'Innoventa 93' interessieren? Den Start machen elf international bekannte DesignerInnen, die die Bremer Stadtmusikanten neu gestalten, im Juli 91 ausstellen und über Kitsch und Design öffentlich debattieren; es folgen Kongresse und Ausstellungen zur Software-Präsentation, zu den Design-Strategien japanischer Firmen, zu Alltagsobjekten — und dem Unsichtbaren: 'Corporate Identity' von Unternehmen, betriebliche Design- Philosophie. S.P.

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