: Ganz nach „Spielplan“
■ Der Golfkrieg und die Sprache
The war is going well“, sagte US-Präsident Bush als Antwort auf die Frage, wann denn der Bodenkrieg am Golf losginge. „Der Krieg läuft gut.“ Er sagte das — straff in den Schultern — wie der Coach einer Baseballmannschaft, der vor dem Endspiel keinen Zweifel am Sieg seines Teams aufkommen lassen will. Fehlte nur noch, daß er mit dem Daumen nach oben zeigte.
Der Mann, einst eine eher farblose Figur in der zweiten Reihe, hat durch den Krieg ganz offensichtlich an Statur und Spannkraft gewonnen. Sportlich gibt er beim Joggen ein paar Statements über die Lage am Golf ab. Er ist in Topform — das erwartet er auch von seinen „boys“ dort unten. Alles verläuft nach „game-plan“, versicherte Bush vor kurzem. Nein, der Sportsmann sagte nicht „Schlachtplan“, sondern ganz harmlos „Spielplan“. So grausige Begriffe wie „Endsieg“ überläßt er seinem Gegner Saddam Hussein.
Krieg als Kampfsport, zur Wiederher- und Zurschaustellung von Männlichkeit. Diese These ist kein alter Hut, sondern höchst aktuell und wird von den Teilnehmern tagtäglich aufs neue bestätigt. So versuchte der türkische Ministerpräsident Özal erst neulich „die Deutschen“ damit herauszufordern und zu ermannen, daß er ihnen den „alten Kampfgeist“ in Abrede stellte. Sie seien „zu weich“ geworden — sprich: zu feige —, um sich dem Gegner zu stellen.
„The war ist going well“, und Herr Schwarzkopf in seinem camouflierten „(Kampf-)Sportzeug“ ist jedesmal freudig erregt, wenn er die neuesten Erfolge in seinem elektronischen Sandkasten nachspielen darf. „And now I show you something“, sagt er zu den versammelten Journalisten. Er drückt auf einen Knopf: das Video zeigt, wie eine Bombe auf eine Brücke schlägt und diese hinter einem LKW ins Wasser stürzt. „Was glauben Sie, wie dem Fahrer zumute war, als er in den Rückspiegel geschaut hat“, scherzt der Feldherr mit seinem Auditorium.
„The war ist going well“, und der Spielplan wird eingehalten. Koste es, was es wolle. Was zählt, sind die „Tore“, nicht die Toten. Ulrike Helwerth
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen