HdK-Prof stellt sich aus

Klaus Fußmann ist nicht zu übersehen. Wie ein König empfängt er in den Räumen der Galerie Lietzow in der Knesebeckstraße, es ist sein Fest, seine Bilder stehen zum Verkauf. Er ist seit bald dreißig Jahren im Geschäft, sein Name bürgt für Kontinuität. Die Garderobe biegt sich unter Nerz- und Otterhäuten; die sich hier treffen suchen nicht, sie haben. Ringsumher Tableaus an den Wänden, Öl auf Leinwand, Aquarell, Linoleumschnitte. Die künstlerische Ausbeute eines Sommers steht im Angebot, auch einige ältere Arbeiten. Leser dieser Zeitung müssten ihr Jahresgehalt versetzen, suchten sie es jener Frau gleichzumachen die keine 10 Minuten nach Eröffnung „ihr“ Bild gefunden hatte. Andere gehen zum Winterschlußverkauf zu Woolworth.

Der arme taz-Autor fühlte sich hier deplazierter als ein Polarbär an einer Dönerbude, das bereitgestellte Glas Orangensaft hätte er hinterher am liebsten selber ausgespült. Das ist schade so, denn die Bilder sind einen Besuch wert.

Die Ölbilder zeigen Ansichten aus Schleswig-Holstein, daneben einige Stilleben. „Rapsfeld“ besteht vornehmlich aus einer zitronengelben unter einer limonengrünen Farbfläche, die Dissonanz der beiden Töne ist schwer zu ertragen, doch Fußmann löst sie meisterlich auf durch einen gelbgrünen Baum, der solchermaßen Himmel und Erde zusammenhält. Wir haben schon viele Bäume gesehen, aber jener steht so selbstverständlich dort, so zwangsläufig, es ist sein Ort, man freut sich, ihn dort zu begrüßen.

Süderbrarup“ ist Programm und Ortsbestimmung, karg ist das Angelner Land, Brombeeren und Rüben wachsen dort, eine Eisenbahnline reißt Süderbrarup aus seiner summenden Ruhe, wenn ein Zug über die nahegelegene Schleibrücke fährt, müssen die Autos warten. Fußmann entdeckt dort knorrige Lichtmenschen, orange brennend und perspektivlos, auch so gemalt. Der Horizont stürzt jäh nach rechts ab, eine Kopfweide krallt sich am Himmel fest als suche sie die Katastrophe zu verhindern. Die Luft steht nicht nur, wie mit Knochenmehl angedickt verbindet sie.

Fußmann, seit bald 17 Jahren Professor an der Hdk Berlin, malt mit geradezu unverschämter Gelassenheit. Wenn seine Bilder eines ausdrücken, dann dieses: Da sieht einer die Welt durch seine eigene schiefe Brille, fühlt ihr sensibler nach als viele von uns und geht doch nicht daran zugrunde — im Gegenteil, es wirkt, als präge gerade diese Zartheit die Widerstandsfähigkeit in rauher Luft. Joachim Schurig

Bis zum 9.3. in der Galerie Lietzow, Knesebeckstr. 32, 1-12. Mo-Fr 10.00 - 18.30, Sa 10.00 - 14.00 Uhr