Run auf Erdgasreserven Asiens

■ Golfkrieg läßt das Interesse an Energielagerstätten am südchinesischen Meer wachsen

Bangkok (ips/taz) — Der Konflikt am Persischen Golf hat das Interesse an den bisher unberührten Erdöl- und Erdgaslagerstätten in den asiatischen Ländern rund um das südchinesische Meer erhöht. Gleichzeitig wird der Ausbau der Raffineriekapazität in der Region vorangetrieben. Mit einem Ende des Krieges und dem daraus folgenden Absturz der Erdölpreise könnten die ehrgeizigen Pläne allerdings schnell Makulatur werden, so Experten in der Region.

Ausbaupläne für die regionale Erdölindustrie in Ländern wie Vietnam, Thailand, Nyanmar (Birma) und Malaysia waren bereits vor dem Ausbruch des Golfkrieges weit gediehen.

Bertrand Desjardin, Mitarbeiter der kanadischen Botschaft in Bangkok, hat großes Interesse ausländischer Erdölkonzerne an Rohrrechten in Vietnam registriert. Die Produktion könnte schon in den kommenden zwei Jahren von derzeit 70.000 auf 170.000 Barrel pro Tag ausgeweitet werden. Im Golf von Thailand haben 20 Erdölgesellschaften bereits 60 von 104 neuen Konzessionen gekauft, berichtet der Erdölexperte Sam Cohen in Bangkok.

Malaysia allein will dieses Jahr rund 50 neue Erdölbohrungen vornehmen, Thailand sieben. Die Regierung in Bangkok hat außerdem mit Petro-Canada ein Joint venture in Myanmar vereinbart, um die Versorgung der eigenen Industrie zu sichern.

Der Wert von Erdölkonzessionen vor den Küsten Vietnams und Südchinas nimmt auch deshalb zu, weil die Ölexporte der Überschußländer wegen der wachsenden Binnennachfrage in den neunziger Jahren drastisch sinken könnten. Die Länder der Region um das südchinesische Meer herum brauchen mehr Energie für ihre rasch wachsenden Wirtschaften und wollen ihre Abhängigkeit von importiertem Erdöl verringern. 73 Prozent des Treibstoffbedarfs werden mit Öl aus dem Nahen Osten abgedeckt. Trotz der Erschließung neuer Reserven wird aber die Nachfrage mit bis zu 15 Prozent im Jahr zumindest in der nächsten Zukunft schneller wachsen als die Produktionskapazität, prophezeit Sam Cohen.

Parallel zur Erschließung neuer Lagerstätten wird auch der Ausbau der Raffineriekapazität vorangetrieben. Thailand kündigte letzten Monat ein Joint venture mit Kuwait für ein regionales Raffineriezentrum an der Südküste an. Die US-Gesellschaft Caltex plant in Thailand eine Raffinerie mit einer Verarbeitungskapazität von 120.000 Barrel pro Tag, 136.000 Barrel soll eine neue Raffinerie des britisch-niederländischen Konzerns Shell produzieren. Und die nationale Erdölgesellschaft von Saudi-Arabien will eine ganze Kette von Raffinerien in der Region errichten.