: Selbstbewußt zur Geburt
■ “Cara“ will gegen die drohende Routine genetischer Diagnostik antreten
“Cara“ bedeutet teuer, lieb, wahr. Bei der Beratungsstelle zur vorgeburtlichen Diagnostik steht der Begriff als Synonym für die konfliktuöse Zerrissenheit und den Schmerz, dem Frauen in der Schwangerschaft ausgesetzt sein können. Zur Zeit arbeiten bei „Cara“ sieben Frauen mit — aktiv und ehrenamtlich: Sozialwissenschaftlerinnen, Sozialpädagoginnen, eine Ärztin, eine Journalistin und eine Studentin. Beantragt sind zweieinhalb ABM- Stellen. „Cara“ geht davon aus, daß mit der steigenden Inanspruchnahme vorgeburtlicher Diagnostik auch der Bedarf nach Beratung angestiegen ist. Die notwendigen Beratungen übernimmt in Bremen bisher noch überwiegend das humangenetische Institut in der Humboldtstraße.
„Cara“ will Frauen eine Alternative zu dem einseitigen Beratungsangebot geben, das schon von Berufs wegen ein Interesse an der Ausweitung humangenetischer Forschung und „Dienstleistung“ habe. Außerdem will „Cara“ die zunehmende Routine in der Anwendung genetischer Diagnostik durchbrechen. Sie will durch ihre Beratung und Öffentlichkeitsarbeit einen reflektierten Umgang mit vorgeburtlichen Untersuchungen fördern.
„Cara“ ist eine von Frauen getragene Initiative, die Frauen unterstützt, Schwangerschaft selbstbewußt zu erleben, wobei medizinische Maßnahmen nicht generell abgelehnt werden. „Uns geht es nicht darum, Frauen zu beeinflussen,“ erklärt Ortrud Gartelmann von der Beratungsstelle. „Auch wir können kein gesundes Kind versprechen. Wir wollen, daß sich Frauen wieder selbst vertrauen. Wir wollen sie unterstützen, selber entscheiden zu können, welches für sie der angemessene Weg ist.“
„Cara“ bietet an: Informationen zur vorgeburtlichen Diagnostik, individuelle Beratungsgespräche für schwangere Frauen und ihre Partner vor oder nach einer Pränataldiagnostik, Entscheidungshilfen sowie Gruppen in der Frühschwangerschaft, in denen Angst, Ambivalenz, aber auch Freude und Austausch einen Platz haben. Außerdem vermittelt „Cara“ Kontakte zu anderen kompetenten Anlaufstellen. mb
Cara, Beratungstelle zur vorgeburtlichen Diagnostik e.V., Hamburger Str. 61, 2800 Bremen, Tel. 0421/493521.
Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 10-12 Uhr, Mi. 19-20 Uhr.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
