„Landschaftspflege“ auf neue polnische Art — Glücksritter pflügen die Moral um

Polen avanciert zum Transitland für Autoschieber: Gestohlene Luxuskarossen aus Deutschland, Schweden und Dänemark finden ihren Weg/ Mit Spiel- kasinos wandelt sich eine Nation zum Geldwaschsalon/ „Schnapsgate“: Millionen Liter Billigschnaps flossen unter den Augen der Behörden  ■ Aus Warschau Klaus Bachmann

1.600 Polizisten, 200 Steuerfahnder und neun Staatsanwälte brauchte es, um Manfred Hauschild, laut Anklage 43jähriger Kopf der größten deutschen Glücksspielmafia hinter Gitter zu bringen. Beamtenbestechung, illegaler Waffenbesitz und Steuerhinterziehung in Höhe von 36 Millionen D-Mark werden ihm vorgeworfen. Mindestens 20 Kasinos, eine ganze Armee von Leibwächtern, Zuträgern, Strohmännern, Croupiers sorgten dafür, daß der Rubel rollte. Die Masche des im Milieu als „Glücksspielpapst“ berühmt gewordenen Rheinländers: In legal eröffneten Spielhallen, in denen nur Geschicklichkeits- und Beobachtungsspiele erlaubt sind, wurde insgeheim Roulette gespielt. Bis die Behörden dahinterkamen, hatten Hauschilds Vertraute den Gewinn, etwa eine halbe Million D-Mark pro Monat und Kasino, schon längst auf Tarnkonten ins Ausland überwiesen. Die Investitionen für die Einrichtung eines neuen Kasinos amortisierten sich so in wenigen Wochen.

Papst Hauschild ging der Polizei noch ins Netz, doch bei dessen „Kardinal“ Rigobert Taubert hatte sie das Nachsehen. Der hatte mit einigen Tausendern sogar einen Kripobeamten und einen Staatsanwalt geschmiert, die ihm rechtzeitig Bescheid gaben, als es heiß wurde. So konnte sich Taubert mit einigen Gefolgsleuten absetzen. Nach Polen, wie nun feststeht. Dort wurde er, unverwechselbar mit grauem Mercedes 500 SEL Cabrio unterwegs, inzwischen in Poznan und Warschau gesehen. Im Warschauer Marriott mietete er sich ein, weil dort die Behörden — anders als bei staatlichen Hotels — keine Einsicht in die Gästeliste hätten, wie er annahm. In einer Villa im feinen Stadtteil Mokotow indessen bunkerte er sein Bargeld, „am liebsten in Tausenderscheinen, die nehmen nicht soviel Platz weg“, so ein Mitarbeiter, der nicht genannt werden will.

Daß sich Taubert ausgerechnet Polen als neues Betätigungsfeld ausgesucht hat, ist kein Zufall. Das Land wird schon seit geraumer Zeit mit Kasinos geradezu überschwemmt. Der Grund liegt in einem Meer von Gesetzeslücken: Als Joint-venture- Betriebe im staatlich geförderten Bereich Tourismus genießen Kasinos geradezu traumhafte Steuervorteile: Drei Jahre Gewinnsteuerfreiheit und eine Umsatzsteuer von sage und schreibe fünf Prozent. Notwendig sind für die Eröffnung eines Kasinos nur drei Genehmigungen: eine von der staatlichen „Agentur für Auslandsinvestitionen“ zur Eröffnung einer Joint-venture, eine vom Finanzministerium, das die Spielregeln absegnen muß und eventuell noch eine von der Nationalbank, um den Spielbetrieb in Dollar abwickeln zu können. Außerdem gibt es da noch ein altes Glücksspielgesetz aus den siebziger Jahren, das ursprünglich nur das Staatliche Lottomonopol regeln sollte und demzufolge nur staatliche Glücksspielbetriebe zuläßt. Weshalb eine staatliche Institution an einer Kasino-GmbH mindestens 51 Prozent der Anteile haben muß. Eine Vorschrift, die leicht zu umgehen ist, wie ein Kasinobesitzer erklärt. Ein Beamter des Finanzministeriums: „Es gibt überhaupt keine verbindliche Definition dafür, was ein Staatsbetrieb eigentlich ist. Der Ermessensspielraum ist da sehr groß“ — und er kann durch entsprechende „Pflege der polnischen Landschaft“ à la Flick noch erweitert werden.

Kasino-GmbH mit nur 100 D-Mark Grundkapital gegründet

An Beispielen fehlt es nicht. Schon vor längerer Zeit gründete die staatliche Fluggesellschaft LOT zusammen mit dem weltweit agierenden Glücksspielkonzern „Casinos Austria International“ zusammen in Warschau die „Casinos Poland GmbH“. Polnischer Anteil: 51 Prozent, wobei LOT aber 75 Prozent des Gewinnes kassiert. Die Gesellschaft eröffnete ein Kasino im Warschauer LIM-Gebäude in der Innenstadt, das nächste sollte in Stettin entstehen. Doch dort gab's schon eines, das „SEMA-Casino“, eine Privatfirma mit ebenfalls bewegter Vergangenheit. Doch Direktor Gumkowski wußte Rat. Mit Datum vom 17.5.1990 ging beim Bürgerkomitee Stettin — rechtzeitig vor den Gemeinderatswahlen — ein Brief von „Casinos Poland“ ein, in dem sich die Firma die Ehre gab, „Ihnen einen Scheck in Höhe von 50 Millionen Zloty zu übergeben“. Die Solidarność-Aktivisten, die des Wahlkampfes wegen ohnehin in Geldnöten steckten, nahmen das Geld dankbar an, nicht ohne sich in der Antwort zu versichern, „daß mit der Annahme keinerlei Verpflichtungen verbunden sind“. Komiteechef Zdanowicz beeilte sich, hinzuzufügen, „daß ich ihre Absicht, in Stettin ein Spielkasino zu eröffnen, dem Komitee unterbreitet habe“.

Die Rechnung ging auf, bei den Wahlen belegte das BÜrgerkomitee 52 von 60 Sitzen im Stadtrat. Die Arbeiten zum Umbau eines stadtbekannten Schnellrestaurants zum Kasino haben bereits begonnen, obwohl die fälligen Genehmigungen noch ausstehen. Umgerechnet 10.000 D-Mark für die Einrichtung eines Kasinos gelten in der Branche als geradezu lächerlicher Betrag. Ein polnischer Hoteldirektor lehnte 200.000 Dollar ab, die ihm eine andere Firma geboten hatte, die in sein Hotel einziehen wollte. An dubiosen Angeboten mangelt es in der Branche schon lange nicht mehr, jeder, der irgendwie will und kann, bemüht sich zur Zeit um eine Betriebsgenehmigung. In Krakau tauchte sogar ein Devisenschwarzhändler auf, der allen Ernstes sein Hinterzimmer, in dem er illegal „17 und 4“ dreschen ließ, zur Steuer anmelden wollte. In Stettin gründete die Lodźer Versicherungsfirma Westa zusammen mit einigen angesehenen Bürgern der Stadt eine „Casino Westa GmbH“. Grundkapital: umgerechnet knapp 100 D-Mark (in Worten: einhundert). Die Gesellschaft ging baden, weil ihr ein Restaurant das vorgesehene Lokal wegschnappte.

Auch SEMA-Casino hat eine Vorgeschichte, die tief blicken läßt. Die Gesellschaft erhielt bereits im Herbst 1989 eine Zulassung der „Agentur für Auslandsinvestitionen“, obwohl der polnische Anteilseigner, die Frau eines aus Bulgarien stammenden Kasinofans, ganze 2,3 Prozent des Kapitals hielt. Praktisch lag das gesamte Unternehmen damals in ausländischer Hand — 97,7 Prozent hielt eine „KMW Automatenbetriebs-GmbH und Betriebs-KG“ aus West-Berlin. Erst als Rakowski-Spezi Zdzislaw Skakuj Anfang 1990 durch den parteilosen Wirtschaftsexperten Zbiegniew Piotrowski als Chef der „Agentur für Auslandsinvestitionen“ abgelöst wurde, erhielt SEMA die Auflage, seine Verhältnisse in Ordnung zu bringen. Seither residiert SEMA im Gebäude der örtlichen Handwerkerinnung, die zugleich als Staatsbetrieb die vorschriftsmäßigen 51 Prozent hält.

Die Landschaft war entsprechend gepflegt, als vor einem Jahr dann eine „Eastern Management Limited“ und ein Herr Samek Samuel Friedler in Warschau autauchten und ausgestattet lediglich mit einer Genehmigung der „Agentur für Auslandsinvestitionen“ begannen, im Warschauer Hotel Forum das „Kings Casino“ einzurichten. Die Anforderungen waren von Anfang an niedrig, das Niveau der Gäste stand dem in nichts nach. Ein ehemaliger Angestellter des Kasinos, der unter anderem mit der Bewachung beauftragt war: „Da kamen vor allem die gewerbsmäßigen Taschendiebe vom nahen Hauptbahnhof, die Zuhälter aus den Ausländerhotels und die Schwarzhändler, die ihre Tagesbeute verspielten.“ Das Kasino entwickelte sich zum Magneten für Warschaus Unter- und Halbwelt. Erst als die Konkurrenz in Gestalt von „Casinos Poland“ und „Orbis Casino“ (einem Joint-venture des staatlichen Reisebüros Orbis mit zwei schwedischen Firmen) wach wurde und dem Forum das Finanzamt auf den Hals hetzte, stellte sich heraus, daß „Kings Casino“ völlig illegal arbeitete: Die Firma gehörte zu 90 Prozent „Eastern Management Limited“, einer Firma, die dem Handelsattachée der britischen Botschaft völlig unbekannt und auf einer kleinen Insel im Atlantik registriert ist, ihr fehlte außerdem die Zulassung durch Finanzministerium und Lotteriebehörde.

„Hilfsfonds für Verbrechensopfer“ übernimmt Kasinofirma

Inzwischen befaßt sich die Staatsanwaltschaft sowohl mit „Kings Casino“ als auch mit Zdzislaw Skakuj, dem damaligen Chef der Agentur für Auslandsinvestitionen. „Kings Casino“ dagegen zog einfach um, 300 Meter weiter vom Hotel Forum in den Kulturpalast, wo es sich nunmehr „Queens Casino“ nennt. Die Umzugsmonate waren die härtesten, erzählt ein Insider, besonders für die Kunden: „Die Mafia der Taschendiebe vom Zentralbahnhof hatte plötzlich viel mehr Zeit zum Klauen.“ Die Räuberei nahm Ausmaße an, die selbst der in solchen Fällen recht zurückhaltenden Polizei zuviel wurden. Nachdem sich 20 Taschendiebe mit 50 Polizisten eine im übrige für die Diebe siegreiche Straßenschlacht geliefert hatten, in deren Verlauf zwar mehrere Beamte teils erheblich verletzt, aber nur ein Dieb festgenommen wurde, drohte der Polizeichef von Warschau sogar mit Schußwaffengebrauch. Der Geldstrom wurde dadurch nicht unterbrochen: Weiterhin wandern die vornehmlich von AusländerInnen geraubten Gelder in den Kulturpalast, während Warschauer Zeitungen detailliert über die Gepflogenheiten der Diebe, ihre Herkunft und selbst über die von ihnen bevorzugten Automarken berichteten.

„Eastern Management Limited“ eröffnete indessen noch weitere Kasinos in Kattowitz, Poznan und Danzig. Letzteres wurde inzwischen wieder geschlossen, nachdem die Finanzbehörden dahintergekommen waren, daß dessen Bücher, gelinde gesagt, etwas nachlässig geführt wurden. In Warschau erklärte indessen der stellvertretende Finanzminister Jerzy Napiorkowski, er werde der Firma keine Genehmigung erteilen. Wenige Tage darauf unterzeichnete er sie dann, trat zurück und wanderte in die USA aus. Woher ein biederer polnischer Staatsbeamter plötzlich das Geld hat, seinen Lebensabend jenseits des Atlantik zu verbringen, weiß man nicht, „geflohen ist er jedenfalls nicht“, meint ein Sprecher des Ministeriums.

Napiorkowski ist längst nicht der einzige Gönner der seltsamen Firma. Die nämlich mußte nach dem Auszug aus dem Hotel Forum nun jemanden finden, der jene obligaten 51 Prozent zu übernehmen bereit war. Mit der aufopferungsvollen Hilfe von Oscar Rudzinski, Chef des Warschauer Zivilgerichtshofes gelang es, ausgerechnet Jacek Kuron zur Mitarbeit zu bewegen. Dessen „SOS-Fonds“, ein Fundus für Bedürftige, Hungernde und Obdachlose übernahm 51 Prozent, die — da der Fonds noch keine eigene Rechtspersönlichkeit hat — einstweilen ausgerechnet vom „Hilfsfonds für die Opfer von Verbrechen“ verwaltet werden. Dem wiederum steht der ehemalige stellvertretende Justizminister Wojciech Tomczyk vor. Niemanden scheint es gestört zu haben, daß sich dabei immer wieder jener geheimnisvolle Herr Taubert in die Geschäfte einmischte, der formell gesehen in den Papieren von „Queens Casinos“ nirgendwo auftaucht und in Deutschland mit Haftbefehl gesucht wird.

Dabei wohnte Taubert ganz offen unter seinem Namen im Hotel Marriott; die Warschauer Tageszeitung 'Zycie Warszawy‘ hatte schon am 2.November berichtet, Taubert habe sich nach Polen abgesetzt, um dort ein Spielkasino zu eröffnen. Mehrere Angestellte sowohl von „Kings Casino“, als auch von „Queens Casino“ bestätigen, daß Taubert hinter den Firmen stand. Und schließlich ermittelt die Warschauer Staatsanwaltschaft inzwischen sogar gegen Taubert, wegen des relativ banalen Vorwurfs, einen Angestellten der Firma im Suff krankenhausreif geschlagen zu haben. Und wie üblich in solchen Fällen, wußte Taubert davon natürlich im Vorraus und suchte das Weite. Im Innenministerium verweigert man zu dem Fall jegliche Auskünfte, „aus Ermittlungsgründen“, wie ein Sprecher sagt. Daß der polnische Staatsschutz, seit kurzem für Fälle organisierter Kriminalität zuständig, etwas ermittelt hätte, ist allerdings nicht bekanntgeworden. Um indessen dahinterzukommen, daß mit „Queens Casino“ etwas nicht stimmt, hätte es genügt, über den polnischen Handelsrat in London einige Handelsregisterauszüge von der Isle of Man anzufordern.

Denn „Eastern Management Limited“, die an der Warschauer Kasino-AG mit immerhin anderthalb Millionen D-Mark und zu 44 Prozent beteiligt ist wurde erst Ende 1989 gegründet, mit ganzen 5.000 Dollar von zwei Bürgern der britischen Steuerinsel Isle of Man. Alles weist darauf hin, daß es sich bei „Eastern Management“ um eine typische Briefkastenfirma handelt: Die beiden Briten übernahmen selbst nur je eine Aktie zu einem Dollar, der Rest ging kurz darauf für 80 Dollar pro Stück an eine „Bachmann Alpha Limited“, ebenfalls mit Sitz auf der Isel of Man. „Queens Casino“ arbeitet indessen munter weiter. Nachdem Jacek Kuron sein Placet gegeben hat, hatte „Eastern Management“ mit den Genehmigungen keine Probleme mehr. Dabei erhält der „Fonds der Verbrechensopfer“ nun zwar 51 Prozent des Kapitals, aber keinen entsprechenden Gewinnanteil: Der wird drei Jahre lang mit einer Million Dollar im Jahr pauschal abgegolten. Ein Kasino-Insider, der nicht genannt werden will: „Im Verhältnis zu den tatsächlichen Einnahmen ein lächerlicher Bertrag.“

Bis heute ist ungeklärt, was mit den Einnahmen aus der illegalen Zeit von „Kings Casino“ geschehen ist. Auskunft gibt ein ehemaliger Taubert-Mitarbeiter: „Taubert hat erhebliche Summen zum Teil eigenhändig in einem Geheimfach seines Mercedes nach Belgien geschafft.“ Über die Verbindung zwischen Taubert und „Eastern Management“, an der Taubert nach Aussage eines früheren Vertrauensmannes (der anonym bleiben möchte) sogar ganz legal die Hälfte der Anteile hält sowie über die „Pflege der polnischen Landschaft“ und die Verbindungen bis in die Ministerien hinein haben bisher gerade vier polnische Journalisten ermittelt. Aber nur zwei davon berichten auch davon, beide unter Pseudonym.

Polnische Behörden lassen Schnapsschmuggel aus dem Westen zu

Wesentlich ausführlicher in die Presse gelangte hingegen ein anderer Skandal, der über zwei Jahre lief, bis die Behörden einschritten. Insgesamt 1,7 Billionen Zloty (etwa 200 Millionen Dollar) sind der polnischen Staatskasse durch die Unfähigkeit einer ganzen Reihe von staatlichen Behörden entgangen, weil sie seit Herbst 1989 tatenlos zusahen, wie Polen von einer ganzen Flut zum größten Teil illegal eingeführten und vertriebenen Alkohols überschwemmt wurde. Dies geht aus einem Bericht des Polnischen Obersten Rechnungshofs für eine parlamentarische Untersuchungskommission hervor, der unserer Zeitung vorliegt. Seit jeher ist der Alkoholhandel in Polen auf das staatliche Monopol beschränkt, doch seit Herbst 1989 ist dies bei nahezu allen Verantwortlichen in Polen offenbar in Vergessenheit geraten. Zahlreiche Zollbestimmungen, die den Import billigen Westalkohols äußerst lohnend machten, führten dazu, daß seither immer mehr Privatpersonen und Privatfirmen begannen, Alkohol einzuführen. Das Geschäft mit dem Schnaps war so lohnend, daß sich bald auch Betriebe und Personen daran beteiligten, die ansonsten mit Hochprozentigem wenig zu tun haben: Neben zahlreichen Touristikunternehmen, dem staatlichen Lebensmittelkonzern „Iglopol“ finden sich auf der Liste des Rechnungshofes auch eine Arztpraxis in Bydgoszcz (Bromberg) oder ein „Akademisches Büro für Kultur und Kunst“ in Torun (Thorn). Der Strom nahm solche Ausmaße an, daß der staatliche Einzelhandel, die staatlichen Schnapsbrennereien und der Großhandel bereits 1989 dem Binnenhandelsministerium mitteilten, die Nachfrage nach polnischem Alkohol gehe rapide zurück.

Obwohl jeder Konsument sich in den Läden von der Schnapsschwemme überzeugen konnte, beschränkten sich Landwirtschafts-, Finanz-, Außenhandelsministerium und Zollverwaltung darauf, sich gegenseitig Briefe zu schreiben. Und obwohl das Handelsministerium mitteilte, daß aufgrund des Monopolgesetzes private Betriebe keine Lizenz für den Verkauf von Alkohol gegen Devisen erhalten könnten, stellte die Nationalbank mehreren Privatfirmen solche Lizenzen aus. Im Außenhandelsministerium gab es, so stellte der Rechnungshof inzwischen fest, gar keine Aufstellung aller Inhaber von Importkonzessionen. Festgestellt wurde allerdings, daß zahlreiche Konzessionsinhaber gar nicht die gesetzlichen Vorraussetzungen erfüllten. Und obschon im März 1990 dem Außenhandelsministerium gemeldet wurde, daß Importeure in acht Fällen über ihre Abnehmer in Polen gar keine Angaben machen konnten, wurden die Lieferungen durchgelassen.

Auch Minister waren in „Schnapsgate“ verwickelt

Doch nicht nur die Steuer- und Zollgesetze wurden dabei umgangen. Es stellte sich inzwischen auch heraus, daß in Polen tausende Liter Alkohol verkauft wurden, der nie an der Grenze abgefertigt worden war. 2.000 Dollar koste es, einen TIR zollfrei über die Grenze zu bringen, berichtete schon vor einem halben Jahr die 'Polityka‘. Eine andere Masche bestand darin, doppelte Rechnungen vorzulegen: Eine hohe für die Mehrwertsteuererstattung in der Bundesrepublik, eine niedrige für den polnischen Zoll. Einige Stichproben der polnischen Zollfahndung haben dies inzwischen nachgewiesen. So kamen zum Teil Lieferungen nach Polen, die von westdeutschen Schnapsbrennereien speziell für Polen, mit polnischen Etiketten verse hen, zusammengestellt worden waren. Nicht alle davon waren sauber; nur 10 Prozent der Lieferungen wurden überhaupt von der staatlichen Lebensmittelkontrolle untersucht, doch selbst bei jenen 10 Prozent wurden Verunreinigungen festgestellt. Inzwischen hat Polen sogar Interpol in die Ermittlungen eingeschaltet.

Die Polizei ermittelt gegen etwa 100 Firmen und 70 Privatpersonen, die durch den Schnapsschmuggel steinreich wurden. Allerdings haben sich weit mehr an dem neuen Volkssport beteiligt, nur haben sie zumeist nur gegen die Steuergesetze verstoßen. Auch einige Joint-venture-Betriebe sind unter den Sündern. Die Ermittlungen gestalten sich unterdessen schwierig, denn manche der Firmen wurden lediglich zum Zweck des Schnapsschmuggels gegründet und anschließend wieder aufgelöst. Die parlamentarische Untersuchungskommission, die inwischen ebenfalls ermittelt, interessiert sich mehr für die Frage, ob es wirklich nur Unfähigkeit war, die Ministerien, Zoll, Polizei und Staatsanwaltschaft die Schnapsaffäre so lange tolerieren ließ.

Ob einige Minister persönlich in „Schnapsgate“ verwickelt sind, wird aber voraussichtlich nie geklärt werden. Mindestens mehrere hundert Firmen im ganzen Land müßten auf ihre Anteilseigner überprüft werden, obwohl Polens Handelsregister weder computerisiert, noch sonderlich sorgfältig geführt sind. „Und dann“, meint ein Insider, der nicht genannt werden will, „müßten sie noch herausfinden, ob ein Anteilseigner nicht vielleicht mit dem ein oder anderen Minister verschwägert ist.“ Da die Regierung ohnehin schon zurückgetreten und nur noch geschäftsführend im Amt ist, eine müßige Frage für das Parlament, das vorraussichtlich sowieso spätestens im Frühjahr selbst aufgelöst wird.

Manches deutet allerdings darauf hin, daß es nicht allein Imkompetenz, Nachlässigkeit und Gesetzeslücken sind, die dazu führen, daß sich besonders die Wirtschaftskriminalität immer weiter ausbreitet. Tatsächlich gab es in allen Fällen, sowohl gegen die Kasinomafia, als auch gegen die Schnapsschwemme rechtliche Handhaben: Das Innenministerium erfuhr bereits 1988 von der beginnenden Alkoholflut, die von Anfang an gegen das staatliche Alkoholmonpol verstieß, ohne daß deshalb Ermittlungen eingeleitet wurden, und die „Agentur für Auslandsinvestitionen“, teilweise zusammen mit dem Finanzministerium erteilte fröhlich Betriebsgenehmigungen für Kasinos, die keinerlei entsprechende Staatsbeteiligung aufwiesen. Innenministerium und Staatsschutz sahen seelenruhig zu, wie westdeutsche Kriminelle in polnischen Ministerien ein- und ausgingen. Noch im Sommer wehrte sich der Chef des Hauptzollamtes gegen den Verdacht, seine Beamten seien bestechlich: „Das lasse ich erst gelten, wenn Sie mir Beweise liefern.“ Nun sind die Beweise da — dank Schnapsgate.

Daß Polens Grenze offen ist, nutzen indessen nicht nur diverse illegale Müllimporteure, sondern auch immer mehr Antiquitätenhändler. Kaum eine Woche vergeht, in der nicht eine polnische Kirche ihrer Schätze beraubt wird. Nur durch einen Zufall kam die Polizei Anfang November hinter einen großangelegten Antiquitätenschmuggel. Eine italienische Firma namens „Miatton“ war dabei, in gewöhnliche Exportmöbel versteckte Schätze zu verschicken, „mit denen man ein ganzes Museum hätte ausstatten können“, so später die Tageszeitung 'Trybuna‘. Experten gehen davon aus, daß fast das gesamte in polnischen Museum, Bibliotheken und Kirchen entwendete Diebesgut ins Ausland geht: „Dort sind einfach die Preise höher.“ Meist handelt es sich um Auftragsarbeit — die Ware ist schon verkauft, bevor sie gestohlen wird. Wenn die Behörden überhaupt jemanden beim Wickel kriegen, dann wie kürzlich einen alkoholsüchtigen Arbeitslosen, der ein paar Dollar bekam, die Kirchenfenster einzuschlagen.

Das „niveauvolle“ Kasinopublikum läßt Klobrillen mitgehen

Doch nicht nur westliche Gangster brechen nach Polen auf — auch die sowjetische Mafia zieht gen Westen. „Wir haben Indizien dafür, daß ein immer größerer Teil der in Westeuropa gestohlenen Luxuswagen nicht mehr nur nach Polen, sondern von hier aus weiter in Sowjetunion geht“, erzählt Jerzy Stanczyk, Polizeichef von Stettin. Die Stadt an der Oder ist häufiger Verladepunkt gestohlener Wagen, Diebesgut aus der Bundesrepublik, Schweden und Dänemark wird hier umgeschlagen, bevor es auf den innerpolnischen oder sowjetischen Markt weiterwandert. Nächster Fluchtpunkt ist dann Bialystok, schon ganz in der Nähe der sowjetischen Grenze, wo in letzter Zeit immer öfter Mercedes und BMW mit sowjetischen Kennzeichen auftauchen. Vor kurzem verhaftete die Polizei 30 Mitglieder einer internationalen Autoschieberbande. Zu der Razzia wurden selbst Antiterroreinheiten herangezogen, die Einsatzpläne erst in letzter Minute bekanntgegeben. Mit in Verdacht gerieten dabei auch gleich einige Joint-venture-Betriebe, die die Erlöse aus den Transaktionen gewaschen haben sollen. Nicht nur das: Auch Gelder der US-Drogenmafia seien dort legalisiert worden, berichtete die Wochenzeitung 'Prawo i Zycie‘ (Recht und Leben).

Für Polens Gangster ist das eine noch seltene Vorgangsweise, die legen ihr Geld vor allem in Luxuswagen, eventuell Villen oder auch Alkohol an, ganz selten nur in legalen Betrieben. Geld gewaschen wird eher beiläufig in den zahlreichen Kasinos. Mancher Kasinobesitzer wundert sich denn auch, daß seine Gäste mehrheitlich gar keine reichen Amerikaner sind. Ein Krakauer Kasino verleiht inzwischen an der Garderobe sogar Anzüge und Krawatten, um dem Betrieb etwas Niveau zu verleihen. Noch am Eröffnungsabend ließen dort Gäste die Klobrille mitgehen. Im Gegensatz zu westeuropäischen und sowjetischen Gangstern seien Polens Banden noch schwach organisiert, behauptet Polizeichef Stanczyk. Gerade vor kurzem ist es Stanczyks Beamten gelungen, eine schwedisch-polnische Autogang dingfest zu machen. Die Schweden entliehen dabei fabrikneue Wagen in Schweden zu Probefahrten, in deren Verlauf sie Nachschlüssel anfertigen ließen, mit denen sie die Wagen dann in der folgenden Nacht öffneten. Anschließend wurden die Wagen dann über Dänemark und die Bundesrepublik nach Polen geschmuggelt, dort mit falschen Papieren versehen, umgemeldet und verkauft.

Da es in Polen keine zentrale Erfassungsstelle für Kraftfahrzeuge gibt, waren die Beamten wochenlang unterwegs, studierten die Zulassungsregister von Posen bis Danzig, fragten Angestellte von Gebrauchtwagenmärkten aus, bis sie die Wagen schließlich fanden. Beschlagnahmen können sie die nach polnischem Recht allerdings erst, wenn ein rechtskräftiges Gerichtsurteil vorliegt. Bis dahin können sie erneut „gestohlen“ oder einfach zu Schrott gefahren worden sein. Stanczyk: „Solche Autorazzien sind gut fürs Image, aber ansonsten ziemlich sinnlos.“ Seit kurzer Zeit dürfen ausländische Wagen in Polen nur noch zugelassen werden, wenn der Antragsteller Orginalschlüssel und den Orginalkaufvertrag, eventuell auch den Kraftfahrzeugschein vorweisen kann. Natürlich, geben sogar Beamte zu, ist auch mit diesem Verfahren gegen Bestechung kein Kraut gewachsen. Hinterher läßt sich die Herkunft eines Wagens kaum noch feststellen, fährt er erst einmal mit den schwarzen polnischen Nummernschildern. Immerhin: „Die Zahl der Diebstähle ist seither stark zurückgegangen“, behauptet Wieslaw Paluszynski, Pressesprecher des Innenministeriums. Zumindest seien kaum noch gestohlene Wagen in Polen aufgefallen. 16.000 befinden sich allerdings noch in den Fahndungslisten der Polizei. Und die Neuzugänge, so Stanczyk, laufen im Transit in die Sowjetunion. Und kommen von dort wieder mit ihren neuen Besitzern zurück nach Polen. „Denn daß man in der Sowjetunion auf legale Weise so reich werden kann, daß man im dicksten Audi durch die Landschaft fahren kann, glaubt ja wohl keiner im Ernst“, grinst Stanczyk.

Ex-Geheimdienstler steigen ins Detekteigeschäft ein

Nachschub für die sowjetische Mafia, so Paluszynski, komme auch aus der ehemaligen DDR: „Die decken sich dort bei den sowjetischen Soldaten mit Waffen ein.“ Aufgeflogen sind sie dabei noch nicht, korrigiert Stanczyk, „aber was in einem verplompten Fernlaster durch Polen fährt, kontrollieren wir ja nicht“. Im Innenministerium muß man's wissen, dort werden die Folgen registriert. Wie jener Doppelmord Anfang des Jahres, bei dem zwei Mitglieder einer polnischen Schwarzhändler- und Autohehlerbande bei Pruszkow südlich von Warschau das Zeitliche segneten, nachdem es bei einer Transaktion mit Mitgliedern der sowjetischen Mafia zu Meinungsverschiedenheiten gekommen war. Die Tat ist bis heute nicht aufgeklärt. Das Milieu der Devisenschwarzhändler, in dem die Grenze zwischen legal und illegal sehr fließend ist, wird inzwischen von seiner eigenen Moral regiert und von einer Mauer des Schweigens umgeben.

Viele der einstigen Schwarzhändler sind legal geworden und haben Wechselstuben eröffnet, andere dagegen sind ganz illegal geworden und erpressen von den Wechselstubenbesitzer Schutzgelder. Die legalen indessen bezahlen dann Wach- und Schließgesellschaften oder Detekteien zu ihrem Schutz, von denen manche aber ebenfalls am Rande der Legalität arbeiten. Seit bei der Verifizierung der Geheimpolizei über die Hälfte der ehemaligen Beamten entlassen wurde, schießen die Detekteien wie die Pilze aus dem Boden. Daß Schutzgelderpressung inzwischen in Polen eine weitverbreitete Erscheinung geworden ist, bestätigt auch Paluszynski. Erst im September demolierten Schutzgeldererpresser einem Wechselstubenbesitzer das Häuschen, als er sich weigerte, zu zahlen. Zeitungen berichteten nach Interviews mit sowjetischen Händlern in der Warschauer Targowastraße bereits von regelrechtem Raubrittertum: Gleich hinter der Grenze bei Brest würden polnische Banden Straßensperren errichten und den Händlern Wegegeld abknöpfen. Offiziell weiß die Polizei davon nichts, die sowjetischen Händler und Schmuggler haben selbst ein zu schlechtes Gewissen, um Anzeige zu erstatten. Noch einmal zur Kasse gebeten werden sie dann, wenn sie in der Targowastraße im berüchtigten Warschauer Stadtteil „Praga-Nord“ angekommen sind: Banden athletisch gebauter Jugendlicher in Turnschuhen und Lederjacken knöpfen ihnen dann noch einmal Standgebühren ab.

Auch modernere Formen der Einschüchterung halten in Polen Einzug: In Danzig versuchte ein Waffenliebhaber seinen Kumpanen im geschenkten Audi in die Luft zu sprengen. Die Autobombe ging auch hoch, das Opfer überlebte. Als die Polizei den mutmaßlichen Täter festnahm und in dessen Wagen blickte, gingen ihr die Augen über: Zeitzünder, Handgranaten, Munition für Sturmgewehre lagen da im Kofferraum. Und der Audi erwies sich natürlich auch als gestohlen. In der gleichen Stadt schossen bisher nicht ermittelte Täter auch eine Wechselstubenkassiererin über den Haufen — mit Waffen, die zuvor aus einem Armeedepot gestohlen worden waren. Die Warschauer Wochenzeitung 'Polityka‘ berichtete schon Anfang des Jahres, verschiedene polnische Banden hielten Ausschau nach schweren Waffen. Man möchte ja gewappnet sein, sollte sich Pruszkow wiederholen.

Polens Gesetzeslücken — das Eldorado für Europas Gauner

Daß die Behörden diesem Treiben weitgehend hilflos gegenüberstehen, hat seine Gründe. Polens Polizei ist nicht nur durch die politischen Veränderungen verunsichert, sie ist auch dezimiert. Da mit den Kommunisten auch deren Privilegien für die Sicherheitsorgane flöten gingen, hat der Polizistenberuf schwer an Prestige und Attraktivität eingebüßt. Polizisten verdienen kaum mehr als andere Staatsdiener, aber sie haben einen ungleich härteren Dienst zu verrichten, gerade wegen der Personalknappheit. In Warschau sind gerade die Hälfte der etatmäßigen Stellen besetzt, in Stettin fehlen 33 Prozent. Die Gangster haben nicht nur die schnelleren Wagen und die besseren Anwälte, sie haben auch mehr Geld.

1989 stand eine ganze Reihe höherer Polizeibeamter in Warschau vor Gericht, weil sie mit einem stadtbekannten Schwarzhändler jahrelang gemeinsame Sache gemacht hatten. Für die schützende Hand der Polizeiwache über seiner illegalen Alkoholproduktion hatte der Schwarzhändler die Beamten großzügig mit seinen Produkten, teuren Büchern und Geld versorgt. Einen Skandal besonderer Güte deckte im Sommer der Kriminalreporter der 'Gazeta Wyborcza‘, Jerzy Jachowicz auf: Der stellvertretende Polizeichef von Warschau, ein gewisser Dr. Hempel, hatte noch wenige Monate zuvor Schlägertrupps gegen oppositionelle Demonstrationen ausgebildet und zusammengestellt, bis er sich als „Reformer“ die Gunst der neuen Herren im Innenministerium erschlichen hatte. Hempel wurde inzwischen nicht nur fristlos entlassen, es läuft auch ein Ermittlungsverfahren gegen ihn. Jachowicz vermutet, Hempel habe mehr vorgehabt. Der kriminelle Dozent betrieb auch eine florierende Firma, die Sport- und Gaswaffen vertrieb und in der Hempel zahlreiche ehemalige Geheimdienstler beschäftigte. Aus Verbindungen zu ähnlichen, von Geheimpolizisten gegründeten Waffenläden schließt Jachowicz sogar auf eine Geheimorganisation, eine Art „Kern einer Bürgerkriegsarmee“. Eine These, die im Rahmen der Ermittlungen geprüft werde, mehr verrät man im Innenministerium noch nicht.

Den Versuch, „ORMO“, eine von den Kommunisten als Hilfspolizei gegründete Parteibürgerwehr, die unter der Regierung Mazowiecki verboten wurde, insgeheim wiederzugründen, vereitelte Jachowicz, indem er den Versuch publik machte. Kurze Zeit später wurde Jachowicz Witwer — seine Frau kam bei einem in seiner Wohnung gelegten Brand ums Leben.

Polen mit seinen zahllosen Gesetzeslücken ist eine Insel für alle geworden, denen der Boden in Westeuropa zu heiß geworden ist. „Daran wird sich nichts ändern, wenn uns Westeuropa nicht hilft“, meint Polizeichef Stanczyk und wird ganz konkret: „Mit den Schweden arbeiten wir zusammen, sobald dort ein Wagen gestohlen wird, haben wir hier per Fax die Daten und alarmieren die Grenze. Mit den Deutschen gibt's so eine Zusammenarbeit nicht.“ Das Faxgerät wurde, nebenbei bemerkt, von den Schweden gestiftet, Stanczyks Etat hätte dafür nicht ausgereicht. Daß etwa Glücksspielkönig Taubert Polen den Rücken gekehrt hat, ist auch nur auf seine schwachen Nerven zurückzuführen. Wegen seiner Taten in Deutschland kann er dort nicht belangt werden, es gibt kein Auslieferungsabkommen. Paluszynski: „Wir können nur jemanden anklagen, der hier etwas verbrochen hat.“ Wegen Körperverletzung also, falls das Verfahren nicht sowieso eingestellt wird.

Mittlerweile wurde dem nächsten Kasino die Genehmigung entzogen. „Kasino 2000“ ein Privatbetrieb in Mragowo bei Olsztyn (Allenstein) hatte sie von Zdzislaw Skakuj bekommen, obwohl auch ihm der gesetzlich vorgeschriebene staatliche Partner in Gänze fehlte. Die Genehmigung verlor „Kasino 2000“ bereits am 27.November. Am 14. Dezember meldete die 'Gazeta Wyborcza‘, das Kasino sei nach wie vor geöffnet. So richtig ernst scheinen Polens Weiße-Kragen-Täter Justitia nicht zu nehmen. Es mag daran liegen, daß sie eben immer bescheiden zur Seite blickt, wenn es ernst wird: Die Kings Casino GmbH hat den Verlust ihrer beiden Niederlassungen in Warschau und Danzig leicht verschmerzt, in ganz Polen betreibt sie ungestört drei Kasinos weiter.