„Kein Interesse“ an Asis-Besuch

■ Pentagon droht indirekt mit Abschuß des Asis-Flugzeuges

Washington (taz) — „This lying son of a bitch“ — diese Bezeichnung gebraucht George Bush im internen Kreis inzwischen für Saddam Hussein. Enge MitarbeiterInnen Bushs berichten, die „persönliche Fixierung“ des US-Präsidenten auf seinen „gottlosen“ Gegenspieler in Bagdad sei noch stärker geworden.

Daß auch die Beseitigung, ja der Tod des „lügenden Hundesohns“ Ziel der US-Kriegsführung am Golf ist, wird in der Bush-Administration weniger denn je verhohlen.

In einer Rede vor der Belegschaft des „Patriot“-Herstellers Raytheone wiederholte Bush seinen öffentlichen Aufruf an die Iraker, Saddam zu stürzen — und erhielt frenetischen Beifall.

Im Pentagon und beim militärischen Oberkommando in Riad wird inzwischen bestätigt, daß eine Reihe von Luftangriffen auf Bagdad dem Ziel Saddam Hussein galten und gelten — darunter möglicherweise auch die Bombardierung des Bunkers, bei der am Dienstag mindestens 288 Zivilisten ums Leben kamen.

Das Pentagon drohte am Samstag auch indirekt mit dem Abschuß des Flugzeuges, das Iraks Außenminister Tarik Asis zu den heute beginnenden Gesprächen mit Gorbatschow nach Moskau bringen soll. Man könne ja „nicht wissen“, ob sich „in dem Flugzeug Asis oder eine dicke Bombe“ befände, erklärte Pentagonsprecher Generalleutnant Thomas Kelly. Selbst wenn die irakische Regierung die genaue Flugzeit und -route vorab mitteilte, behalte sich die US-Luftwaffe vor, „alles abzuschießen, was sich über irakischem Luftraum bewegt“.

Auf die Frage zahlreicher konsternierter Journalisten, ob nicht nach Ansicht des State Department diplomatische Missionen auch in Kriegszeiten ungefährdet stattfinden sollten, erklärte Vize-Verteidigungsminister Pete Williams: „Das State Department spielte eine wichtige Rolle in der Zeit vor Kriegsbeginn. Jetzt haben Präsident Bush als Oberbefehlshaber der Streitkräfte und das Pentagon das Sagen. Wir haben kein Interesse daran, daß Tarik Asis nach Moskau fliegt.“ Andreas Zumach