Zu früh gefreut

■ Obdachlose können doch nicht im Interconti nächtigen/ Andere Filmgesellschaft belegt Zimmer

Berlin. Pech für die Berliner Obdachlosen: Der Traum von einem mehrtägigem Aufenthalt in einer Luxussuite im Hotel Interconti, den so manch frierender Tippelbruder unter kaltem Berliner Sternenhimmel schon hatte, zerplatzte wie eine Seifenblase. Dabei schien die Erfüllung dieses Traums so greifbar nah zu sein: Für die Dauer der Filmfestspiele hatte die Münchner Filiale des US-Filmkonzerns Warner Bros. ein größeres Kontingent an Zimmern im Interconti gebucht. Als der Konzern 20 davon wieder abbestellen wollte, weigerte sich das Hotel jedoch, die Buchung zu stornieren.

Um die nun leerstehenden, aber bezahlten Zimmer doch noch zu nutzen, überlegte sich die Filmgesellschaft, sie Berliner Obdachlosen zur Verfügung zu stellen — doch daraus wurde nichts.

Zwar sei zur Zeit nur ein Vertreter der Warner Bros. in Berlin, räumte Sprecherin Ira Sattler in München ein, zur Aufführung des Warner Bros.-Films »Green Card« (Regisseur: Peter Weir) am kommenden Wochenende würden jedoch 15 weitere Vertreter der Filmgesellschaft anreisen. Die nicht genutzten Zimmer habe man »an befreundete Firmen weitergegeben«. Es gäbe keinen Grund, die Zimmer an Obdachlose zu vergeben, »wenn sie jetzt alle belegt sind«. Weil »wir so groß in der Presse waren«, spendete die Filmgesellschaft am Freitag dem Diakonischen Werk 2.000 Mark — damit sei, so Sattler, den Obdachlosen mehr gedient »als mit zehn Tagen in einer Suite«. Die Obdachlosen selbst sehen das allerdings etwas anders: »Wer weiß, wo das Geld hinkommt«, meinte Wolfgang S., seit mehreren Jahren »auf Platte«, gegenüber der taz, »so ein paar warme Nächte dagegen wären schon nicht schlecht gewesen«. Im Diakonischen Werk hieß es, das Geld würde für den Bereich »Arbeit mit Obdachlosen« verwendet. Welchem Spezialprojekt dort die 2.000 Mark zugute kommen sollen, wird derzeit jedoch noch geprüft. maz