Alien Boys

Fremde am Boden der Gesellschaft, die Gewalt und Härte erleben und diese auch weitergeben — mit Marshall-Amps und stimmbanddehnendem Gebrüll. Dieses Image geben sich die Alien Boys aus Hamburg und bringen es durchaus überzeugend per dröhnender Rockmusik rüber. Das hat ihnen in ihrer Heimatstadt seit 1987 einen berüchtigten Kultstatus geschaffen, und sogar zu einer Tour und Plattenaufnahmen in den USA geführt (zusammen mit den Cleveland-Punks Starvation Army).

Fast jede heftige Band, die nach Hamburg kommt, sei es Soundgarden oder die Cosmic Psychos, verpflichtet die hungrigen Rebellen für das Vorprogramm; auf daß sie ordentlich Unmut verbreiten und die Meute aufhetzen, damit die Stimmung stimmt. Die beiden Genannten könnten wirklich Eckpfeiler aggressiver Rockproduktion sein, zwischen denen sich die Alien Boys lümmeln. Sie rüpeln rauh herum, wie es die australischen psychotischen Bauern liebend gern tun, poltern aber nicht nur stur nach vorne, sondern packen das WahWah aus und zerren exzessiv an ihren Tönen, treten den Haß breit und steigern ihn bis zur brachial-dröhnenden Entladung.

Damit näähern sie sich dem Heavy-Grunge made in Seattle, versacken aber nie im dumpfen, sondern lassen kreischend Metallschleifen hören. Das klingt einigermaßen nach Tortur, hat aber durchaus befreiende Wirkung.

Die Alien Boys begreifen sich nicht als politisch, wollen einfach ihre Grundhaltung manifestieren. Und gerade weil die sich ins Abseits stellt, aber dennoch massiv auf das Publikum eindringt, wirken sie eben doch politisch Aufruhr heute im K.O.B. um 22 Uhr.Schwalbe (photo: O.Kochan)