Die Schlechtesten nicht!

■ Die „Leningrad Cowboys“, z.T. die echten aus Kaurismäkis Film, im Modernes

Singen können sie nicht. Die Verbindungs-Sketches zwischen ihren Stücken sind saublöd, und das Englisch, das sie vorgeben zu sprechen, ist ein Gestammel. Aber „die schlechteste Band der Welt“, wie sie sich selbst bezeichnen, das sind sie nicht.

Erst einmal räumten die zehn Leningrad Cowboys aus Finnland mit dem Vorwurf auf, sie seien eine reine Retorten-Band, so etwas wie ausstaffierte Hampel- Marionetten, die nur zum Play- Back an ihren Instrumenten herumfingerten. Der schwarzbebrillte Haufen mit den überlangen Haarspray-Tollen spielte wirklich Rock'n'Roll live — nicht gerade virtuos, aber mitreißend. Viele ZuhörerInnen im ordentlich gefüllten Modernsten waren nur aufgrund des gleichnamigen Filmes gekommen, in dem Kaurismäki eine Truppe abgefeiert hatte, die damals noch „Sleepy Sleepers“ hieß und angeblich selbst in der tiefverschneiten Tundra keine Anhänger fand — mangels Klasse.

Von der Urformation sind immerhin noch vier Mitglieder dabei, die sich nun um die eigenwillige Vertonung klassischer Cover-Titel bemühen. Im Konzert konnten sich die Zehn zwar zunächst nicht entscheiden, ob sie nun akkordeon-getragenen Kasatschok oder doch Rockmusik vortragen wollten, aber spätenstens bei Steppenwolfs „Born to be wild“ und „Tequila“ von den Champs war die Richtung klar. Stimmung auf Teufel komm' raus.

Dem Publikum war's auch egal, es war auf Party eingestellt. Wer witzig aussieht, macht auch bestimmt witzige Musik. Und so war es auch. Im Kopfstand gab ein Herr mit dem hübschen Namen Sakke Järvenpää läppisches Volksliedgut zum besten. Gleich danach tobte die Big Band mit einer russischen Mitjohl-Nummer über die Bühne. Diese Patchwork-Hitparade konnte einfach nicht fehlschlagen. Schade nur, daß bei allem Durcheinander, den völlig beknackten Elvis-Parodien und stürmischen Rock'n'RollÜberfliegern die spielerische Linie in die Hose ging. Bei zehn Musikern auf der Bühne hätten die Arrangements konsequenter die mögliche Klangfülle ausschöpfen müssen. Immerhin hatten die finnischen Kuhjungen auch zwei Blechbläser dabei.

Ein Besucher behauptete zu Recht, daß die Leningrad Cowboys bei einer „Tournee über die Dörfer, von Ganderkesee über Hildesheim nach Zella Mehlis mindestens fünf Jahre erfolgreich beschäftigt wären“. Bremen haben sie jetzt hinter sich, und ich habe auch schon wesentlich langweiligere Abende verlebt. Cool J.F.