Schon gibt es den Streit um die Nachkriegsprofite

■ US-Amerikaner tricksten Briten bei kuwaitischen Bauaufträgen aus

London (afp) — Während ihre Bomben tagtäglich große Verwüstungen im irakisch besetzten Kuwait anrichten, streiten sich Amerikaner und Briten bereits erbittert darum, wer beim Wiederaufbau des Emirats die fettesten Aufträge verbuchen kann. Die US-Armeeführung hat offenbar die Briten bei der Auftragszuweisung für die erste Phase des Wiederaufbaus geschickt ins Abseits gespielt. Den britischen Firmen wurde nur eine „absurd kurze“ Frist eingeräumt, um ihre Angebote für Arbeiten beim Wiederaufbau Kuwaits einzureichen. Sie wurden erst am Montag völlig überraschend darüber informiert, daß alle Angebote für die ersten Instandsetzungsarbeiten in Kuwait bis Mittwoch mittag in Riad vorliegen mußten.

Die Gebote sollten eine detaillierte Beschreibung der Arbeiten enthalten, die die jeweilige Firma übernehmen wollte, außerdem Referenzen und ein Nachweis, daß die Firma auch tatsächlich in der Lage ist, in der Region Aufträge auszuführen. Viele britische Firmen kamen zu spät und fürchten nun, bei der Verteilung der Nachkriegsprofite das Nachsehen zu haben. Die britische Regierung will sich nun in Washington beschweren.

Die kuwaitische Exilregierung hatte dem US-Ingenieurskorps, das zur US-Armee gehört, alle Vollmachten zur Organisation der Sofortbaumaßnahmen nach einem Friedensschluß übertragen. Milliardenverträge werden allein in dieser ersten Phase für die Instandsetzung der Straßen, des Stromnetzes und der Kanalisation vergeben. Die Gesamtkosten für kurz- und langfristige Aufbauarbeiten werden auf rund hundert Milliarden Dollar geschätzt.

Doch selbst führende britische Baukonzerne werden nach der bisherigen Regelung kaum ein Stück von diesem Kuchen abbekommen. Das britische Handels- und Industrieministerium gab an, von dem Zeitplan zur Auftragsvergabe erst am Montag über die britische Botschaft in Riad erfahren zu haben. Das Ministerium nahm umgehend Kontakt mit in Frage kommenden Firmen auf. Zahlreiche Unternehmen konnten jedoch erst am Dienstag über den Stichtag informiert werden. Einige große Unternehmen waren offenbar in der Lage, auch in dieser kurzen Frist Gebote zu erstellen. Die kleinen Firmen aber hatten das Nachsehen.

Liquid Plastics, eine kleine Fabrik im Nordwesten Englands, die Plastikverkleidungen für beschädigte Gebäude herstellt, hatte sich von Aufträgen in Kuwait den großen Durchbruch erhofft. Das Unternehmen erfuhr erst am Dienstag morgen vom Stichtag. In den verbleibende 24 Stunden „bastelte“ die Firma in aller Hast die Grundzüge eines Gebots zusammen. Vergeblich. Eine Stunde nach Ablauf der Frist versuchte ein verzweifelter Mitarbeiter immer noch erfolglos, das Gebot nach Saudi-Arabien zu faxen. Zahlreiche weitere kleine Firmen gaben an, ihnen sei es ähnlich ergangen. „In nur 24 Stunden Zeit hatten wir keine Chance, konkurrieren zu können“, kommentierten sie bitter.