Ströbele zurückgetreten

■ Nach seinen umstrittenen Äußerungen zu Israel zog der Vorstandssprecher der Grünen Konsequenzen/ Ströbele spricht von Mißverständnissen

Berlin (dpa/taz) — Der Vorstandssprecher der Grünen Christian Ströbele ist nach dem Skandal um seine Äußerungen über die irakischen Raketenangriffe auf Israel zurückgetreten. „Es ist mir nicht mehr möglich, die Interessen der Grünen in Israel und der Bundesrepublik glaubhaft zu vertreten“, erklärte Ströbele.

Der grüne Vorstandssprecher hatte vor seiner Abreise nach Israel in einem Gespräch mit dem Publizisten Henryk Broder die irakischen Raketenangriffe auf Israel als „logische, fast zwingende Konsequenz der Politik Israels“ bezeichnet. (Siehe taz vom 20.2.)

Inzwischen korrigierte Ströbele seine Äußerungen und verurteilte die irakischen Angriffe als „grausam, terroristisch und ein schweres Verbrechen“. Er habe die Angriffe nie rechtfertigen wollen und bedauere Formulierungen in seinem Interview, die zu diesem Mißverständnis geführt hätten.

Nachdem Ströbele zudem erklärt hat, er habe das Interview nie autorisiert, behält sich sein Gesprächspartner Henryk Broder rechtliche Schritte gegen ihn vor. Gegenüber der taz wies Broder darauf hin, daß Ströbele keinen Wert auf eine Autorisierung gelegt habe. Mehrfach habe er in dem Gespräch den entscheidenden Punkt, ob Israel die Angriffe provoziert habe, angesprochen. Und immer wieder wurde dies von Ströbele auf die Weise beantwortet, von der er sich jetzt distanziert, unter anderem mit dem Begriff der „provozierten Notwehr“.

Anlaß für das umstrittene Gespräch, von dem ein Mitschnitt existiert, war ein offener Brief des Bundesvorstands der Grünen an die israelische Friedensbewegung vom 12.2. Schon darin waren ähnlich mißverständliche Formulierungen enthalten. So hieß es: „Die israelische Regierung hatte gegenüber Saddam Hussein von Anfang an nicht auf den Erfolg des Embargos gesetzt, obwohl ganz klar war, daß Israel von dem Krieg unmittelbar betroffen sein würde, ob es wollte oder nicht (...) Schon die bisherigen Raketen auf Israel waren eine Konsequenz des Setzens auf die kriegerische Lösung.“ mtm